Klimafreitag:Wie steht die Klimabewegung zur Atomkraft?

Lesezeit: 1 min

Greenpeace-Aktivisten projizierten im März eine abgelaufene HU-Plakette auf den Kühlturm am Kernkraftwerk Isar 2. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Ohne fossile und atomare Brennstoffe in eine klimaneutrale Zukunft - das geht. Aber der Plan ist kühn.

Von Thomas Hummel

Atomkraft - jüngere Menschen können sich vermutlich gar nicht mehr vorstellen, welche Auseinandersetzungen es um diese Technologie gab. Grohnde, Wyhl, Wackersdorf, Gorleben - Schauplätze von Großdemonstrationen und teils fast militärischen Auseinandersetzungen zwischen Protestgruppen und der Polizei. Man kann das heute auf Youtube sehen, wie etwa die sonst so konservativen Oberpfälzer gegen eine Wiederaufbereitungsanlage in ihrem Wald und gegen die CSU kämpften.

An diesem Samstag gehen nun die letzten drei noch laufenden Kraftwerke in Deutschland vom Netz. Ein Tag zum Feiern? Umweltbewegungen wie der BUND oder Greenpeace rufen dazu auf. Doch von den Grünen hört man erstaunlich wenig. Genugtuung? Wenn, dann eher leise. Dabei würde es die Partei ohne den Kampf gegen die Atomkraft vermutlich gar nicht geben.

Newsletter abonnieren
:Klimafreitag-Newsletter

Einmal pro Woche - immer freitags - schreiben SZ-Autorinnen und Autoren über Klimakrise, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Kostenlos anmelden.

Doch aktuell steht die Erderwärmung im Fokus. Und in der Klimabewegung sind nicht mehr alle sicher, ob der Atomausstieg ein sinnvoller Schritt ist. Greta Thunberg äußerte sich in diese Richtung, James Hansen, Veteran der Klimaforschung aus den USA, noch viel deutlicher. Denn durch Kernspaltung Energie zu erzeugen, setzt wenig Treibhausgase frei. Und musste Deutschland im Angesicht der Energiekrise durch den russischen Krieg in der Ukraine nicht Kohlekraftwerke wieder hochfahren, richtige CO₂-Schleudern?

Ein Übel mit dem anderen aufzuwiegen - so weit ist es gekommen in der Energieerzeugung. Denn welchen Aufwand man betreiben muss, ein Kernkraftwerk stillzulegen und abzubauen, haben drei SZ-Kolleginnen und Kollegen am Beispiel des Kraftwerks Isar 2 beleuchtet. Eine Milliarde Euro wird das kosten, nur für das eine Kraftwerk. Geplante Dauer: 17 Jahre. Und was mit dem radioaktiven Müll geschehen soll, wissen bislang weder Befürworter noch Gegner noch sonst wer.

Gibt es in den kommenden Jahren nicht doch noch den erneuten Ausstieg vom Ausstieg, setzt Deutschland auf erneuerbare Quellen plus Wasserstoff. Die Deutsche Energie-Agentur, die Fraunhofer-Gesellschaft, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, das Bundeswirtschaftsministerium - alle kommen zu dem Schluss, dass dies möglich ist. Aber umgesetzt wurde das noch nie. Es ist ein kühner Plan, der in eine klimaneutrale Zukunft führen soll. Frei auch von Atomkraft. Wird das klappen?

Was halten Sie vom Atomausstieg? Endlich ist der Tag da - oder doch ein Fehler? Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung dazu an klimafreitag@sz.de

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Klimakrise
:Der SZ-Klimamonitor

Wie wir Menschen die Erde zerstören - und wie wir sie noch retten können. Die wichtigsten Daten und Hintergründe zur größten Krise der Welt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: