Süddeutsche Zeitung

Astronomie:Über den Wolken

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In dieser Woche erreicht der Perseidensturm mit vielen Sternschnuppen seinen Höhepunkt - leider bei kaum beobachtungstauglichem Wetter.

Von Tobias Herrmann

In diesen Nächten werden viele Hobby-Meteorologen sicher wieder gen Himmel schauen, in der Hoffnung, die eine oder andere Sternschnuppe zu sehen: Der Höhepunkt der Perseiden steht an, einem jährlich wiederkehrenden Meteoritenstrom. Pro Stunde könnten zwischen 20 und 50 Sternschnuppen gesichtet werden, in Gebirgsregionen bis zu hundert.

Das gilt allerdings nur bei klarem Himmel. Die Wettervorhersage verspricht wenig Positives. "Die Bedingungen sind insgesamt sehr mau", sagt Martin Jonas, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Bis auf einige Regionen an der Ostsee, einem kleinen Bereich zwischen Baden und Thüringen sowie Gegenden im Osten Brandenburgs und Sachsens seien die Chancen, einige Sternschnuppen zu sehen, "nahezu Null". Natürlich könne die Wolkendecke hier und da kurz aufreißen und Beobachtern einen Blick auf den Sternschnuppenregen ermöglichen, sagt er, allerdings: "Wer stellt sich schon stundenlang in den Regen und wartet?"

Die Perseiden - benannt nach ihrem scheinbaren Ursprung im Sternbild Perseus - entstehen, wenn die Erde auf ihrer Bahn auf die winzigen Überreste des Kometen "109P/Swift-Tuttle" trifft. In der Erdatmosphäre prallen die Staubteilchen mit Geschwindigkeiten von mehr als 200 000 Kilometern pro Stunde auf Luftmoleküle in der Atmosphäre und verdampfen. Die verglühenden Luftpartikel leuchten - eine Sternschnuppe ist zu sehen. Die ersten Meteore der Perseiden fielen bereits am 17. Juli. Die letzten können um den 24. August gesehen werden. Wer also bisher kein Glück hatte und noch eine Sternschnuppe beobachten will, dem bleiben noch einige Tage. Die meisten Sternschnuppen treten allerdings in der Nacht vom 12. auf den 13. August auf.

Das alljährliche Naturschauspiel umgibt allerlei Mystik und Aberglaube. So werden die Perseiden auch als Laurentiustränen bezeichnet, benannt nach dem Heiligen Laurentius von Rom. Den Überlieferungen nach soll er am 10. August 258 auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein, weshalb der Märtyrer als Schutzpatron für Bäcker, Köche oder Glasbläser gilt - jenen Berufsgruppen, die am offenen Feuer arbeiten. Früher, als Himmelserscheinungen eine religiöse Bedeutung zugewiesen wurde, galten Sternschnuppen als göttliche Funken oder Dochte, die Engeln herunterfielen, während sie die Himmelskerzen putzten. Vieles davon erscheint aus heutiger Sicht amüsant. Ein Aberglaube aber hält sich bis heute: Sieht man eine Sternschnuppe, darf man sich etwas wünschen.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2019
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