Astronomie:Quecksilber auf dem Mond

Durch den Einschlag einer Raketenstufe in einen Krater auf dem Mond wurde viel Wasser aufgewirbelt. Allerdings auch eine erstaunliche Mengen giftiger Substanzen.

Christopher Schrader

Es war ein Spektakel für nahe Beobachter. Vor einem Jahr, am 9. Oktober 2009, hatte die Nasa eine ausgebrannte Raketenstufe auf den Mond stürzen lassen. Der Einschlag in einen tiefen Krater am Südpol, der ewig im Schatten liegt, sollte das darin vermutete Wassereis aufwirbeln.

Astronomie: Der Mond 20 Sekunden nach dem Auftreffen der Raumsonde LCROSS auf der Mondoberfläche im Cabeus-Krater. Der Einschlag hatte etwa vier Tonnen Material aufgewirbelt. Es bestand zu gut fünf Prozent aus Wasser - und fast genauso viel Quecksilber.

Der Mond 20 Sekunden nach dem Auftreffen der Raumsonde LCROSS auf der Mondoberfläche im Cabeus-Krater. Der Einschlag hatte etwa vier Tonnen Material aufgewirbelt. Es bestand zu gut fünf Prozent aus Wasser - und fast genauso viel Quecksilber.

(Foto: AP)

Teleskope auf der ganzen Welt waren auf den Cabeus-Krater gerichtet - und sahen nichts. Nur zwei Mondsonden konnten die Wolke nach dem Einschlag untersuchen; ihre Daten werden jetzt in vier Artikeln in Science veröffentlicht (Bd.330, ab S.463, 2010).

Tatsächlich hat der Einschlag wohl nur etwa vier Tonnen Material aufgewirbelt, statt der vermuteten 350 Tonnen. Aber der hochgeschleuderte Kraterboden bestand offenbar tatsächlich zu gut fünf Prozent aus Wasser. Dessen Existenz hatte die Nasa schon einige Tage nach dem Absturz grundsätzlich bestätigt.

Der guten Nachricht für eine mögliche Mondbasis folgt nun eine schlechte: Im Erdreich des Cabeus-Krater liegt fast genauso viel Quecksilber wie Wasser. "Der Nachweis von Quecksilber im Erdreich war die größte Überraschung", sagt Kurt Retherford vom Southwest Research Institute in San Antonio, Texas; er wertet Daten der Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter aus. "Seine Giftigkeit könnte ein Problem für die Erforschung des Mondes durch den Menschen darstellen."

Außerdem haben Forscher große Mengen Kohlenmonoxid und -dioxid, Schwefelverbindungen, Ammoniak, Methan, Ethen und Methanol, Kalzium, Magnesium und Silber gefunden.

Der Einschlag der Raketenstufe hat einen Krater im Krater von gut 25 Meter Durchmesser hinterlassen. Der Boden erwärmte sich dort schlagartig von minus 220 auf plus 730 Grad Celsius; noch Stunden später war die Umgebung heiß.

Das hochgeschleuderte Material brauchte nur eine Sekunde, um 833Meter über dem Kraterboden ins Sonnenlicht zu fliegen, es war anfangs mehr als 1440 Kilometer pro Stunde schnell. Manche der Brocken waren noch nicht zum Mond zurückgefallen, als vier Minuten nach der Raketenstufe das begleitende LCROSS Raumschiff durch die Trümmer-Wolke flog, dabei Daten funkte und schließlich selbst abstürzte.

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