Astronomie:Licht vom Anbeginn der Zeit

13,2 Milliarden Jahre war das Licht dieser Galaxie, die Astronomen jetzt entdeckt haben, zu uns unterwegs. Damit ist sie fast so alt wie das Universum selbst.

Astronomen haben einen Kandidaten für die bislang am weitesten von der Erde entfernte Galaxie im Kosmos aufgespürt. Die Sterneninsel ist so weit entfernt, dass ihr Licht 13,2 Milliarden Jahre zu uns unterwegs war, wie ein internationales Astronomenteam im britischen Fachjournal Nature berichtet.

DISTANT GALAXY BORN IN THE DAWN OF TIME

480 Millionen Jahre nach dem Urknall ist diese Galaxie vermutlich entstanden, die Astronomen mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble entdeckt haben.

(Foto: AFP)

Das ist fast so lang wie das gesamte Alter des Universums. Das Licht ist nur 480 Millionen Jahre nach dem Urknall gestartet.

Die ferne Galaxie muss damit - wenn sich ihre Entdeckung bestätigt - eine der ersten im Kosmos gewesen sein. "Wir konnten 96 Prozent der Geschichte des Universums erforschen", erläuterte Garth Illingworth von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz. "Wir kommen den ersten Galaxien sehr nahe, von denen wir annehmen, dass sie sich 200 bis 300 Millionen Jahre nach dem Urknall geformt haben. Dieses Ergebnis ist an der Grenze unserer Möglichkeiten, aber wir haben Monate investiert, es zu überprüfen, daher sind wir ziemlich sicher."

Die Astronomen um Illingworth und Hauptautor Rychard Bouwens waren auf den Galaxien-Kandidaten im sogenannten Hubble Ultra Deep Field (HUDF) gestoßen. Das ist die Langzeitbelichtung eines besonders sternenleeren Himmelsbereichs durch das Weltraumteleskop Hubble.

Eine Belichtungszeit von insgesamt 87 Stunden enthüllte hunderte ferne Galaxien in einem Ausschnitt, der von uns aus gesehen nur ein Zehntel so groß ist wie der Mond. Die Forscher untersuchen damit die Entstehung von Galaxien im jungen Universum. Je nach ihrer Entfernung war das Licht der Galaxien aus dem HUDF unterschiedlich lang unterwegs. Die Galaxien in verschiedenen Distanzen zeigen daher auch den Kosmos zu unterschiedlichen Zeiten. Eines der schwachen Lichtfleckchen ist der jetzt vorgestellte Kandidat für die bislang fernste Galaxie.

"Unsere früheren Suchen haben zu einer etwas späteren Zeit 47 Galaxien gefunden, als das Universum ungefähr 650 Millionen Jahre alt war", berichtete Illingworth. "Aber 170 Millionen Jahre früher konnten wir nur diesen einen Galaxienkandidaten finden. Das Universum hat sich in kurzer Zeit rasch gewandelt." Unter anderem sei damals die Sternproduktion auf das Zehnache hochgeschnellt.

Der 13,2 Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxienkandidat ist hundertmal kleiner als unsere eigene Galaxie, die Milchstraße, und über 5000 Mal weiter entfernt als unsere nächste große Nachbargalaxie, der Andromeda-Nebel. Die Beobachtung ist an der Grenze dessen, was Hubble leisten kann. Eine endgültige Bestätigung der Entdeckung erwarten die Astronomen daher erst vom Hubble-Nachfolger James Webb, der später in einigen Jahren ins All gebracht werden soll.

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