Astronomie:Die Vermessung des Himmels

Für die Astronomie war die "Uranometria" so wichtig wie die Gutenberg-Bibel für den Buchdruck. Erstmals hatte Johannes Bayer darin 1603 den Sternenhimmel exakt dargestellt. Nun steht das historische Werk als Reprint wieder zur Verfügung.

M. C. Schulte von Drach

Dass unser nächster Sternennachbar im Kosmos das Doppelsternsystem Alpha Centauri ist, wissen viele. Mehr als vier Lichtjahre entfernt befindet es sich im Sternbild Zentaur am südlichen Himmel. Weniger bekannt ist, dass die Namen der Sterne nach einem Prinzip vergeben werden, das auf den Augsburger Rechtsgelehrten Johann Bayer zurückgeht.

Bayer war für die Astronomie das, was Carl von Linné für die Biologie war. Der Schwede brachte Ordnung ins Reich der Lebewesen, indem er festlegte, dass alle Arten einen Gattungsnamen (zum Beispiel Homo) und einen einzigartigen Artenarmen (etwa sapiens) erhalten sollten. Lange vor Linné, nämlich 1603, legte Johann Bayer die Nomenklatur für die Himmelskörper fest, die noch heute gilt: Ein griechischer oder lateinischer Buchstabe (Alpha, Beta usw.) bezeichnet einen Stern in einem Sternbild, dessen lateinischer Name verwendet wird (Centauri). Dabei werden die Sterne in der Regel der Helligkeit nach gezählt.

Darüber hinaus aber fertigte Bayer die "Uranometria" an - die erste exakte Darstellung des Sternhimmels. "Dieses Werk hat die gleiche Bedeutung für die Himmelskartographie wie die Gutenberg-Bibel für den Buchdruck", heißt es in einem US-Sternenatlas, der nicht von ungefähr den Titel "Uranometria 2000.0" trägt.

Zu sehen bekommt man Bayers beeindruckende "Uranometria" normalerweise nicht. Der vollständige Atlas hat nur in wenigen Exemplaren überlebt, etwa in der Handschriftensammlung der Heidelberger Universität und der amerikanischen Linda Hall Library of Science in Kansas City. Es war also schwierig, sich die Arbeit des Astronomie-Pioniers, der 1572 bei Donauwörth geboren und 1625 in Augsburg gestorben ist, anzuschauen.

Doch wirklich Interessierte haben nun die Chance, die "Uranometria" als hochwertige und eindrucksvolle Reproduktion in Originalgröße zu genießen - zusammen mit einer ausführlichen Einordnung des Werks und seines Autors durch Jürgen Hamel.

Außergewöhnlich war an Bayer nicht das Wissen über den Sternenhimmel selbst - solche Kenntnisse gehörten damals neben Dialektik, Rhetorik, Grammatik, Geometrie, Arithmetik und Musik zur Standardausbildung des Akademikers. Allerdings war Astronomie für Bayers Zeitgenossen mehr oder weniger gleichbedeutend mit Astrologie, also dem Einfluss der Himmelskörper auf das Leben der Menschen.

Die Astrologen aber interessierten sich kaum für die realen Sterne am Himmel oder ihre tatsächlich Position, stellt der Experte für Astronomiegeschichte Jürgen Hamel aus Rostock fest. Ihnen waren die Sternbilder und Tierkreiszeichen wichtiger. Die Sterne, wie sie tatsächlich am Himmel standen, waren für die Astrologen "reiner Schmuck". Damit aber gab sich Bayer nicht zufrieden - genauso wenig wie sein berühmter dänischer Kollege Tycho Brahe. Nach dessen Tod 1601 verwendete Bayer Brahes Sternenkatalog für seinen Himmelsatlas, in dem die Sternbilder zwar noch immer künstlerisch anspruchsvoll dargestellt wurden wie in früheren, astrologisch orientierten Werken. Doch für Bayer war die exakte Position der Sterne wichtiger als die Figuren, die die Phantasie der Menschen um diese herum an den Himmel gesponnen hatten.

Die Uranometria von Johannes Bayer 1603

Nachdruck/Reprint: KunstSchätzeverlag 2010, Gerchsheim

34 x 45 cm, Faksimileausführung, Leinen gebunden mit Goldprägung

112 Seiten, 51 Sternenkarten in Originalgröße

Begleitbuch: Die Himmelsvermessung des Johannes Bayer von Jürgen Hamel

Format A 4 hoch, 176 Seiten, viele Abbildungen, Hardcover, Fadenheftung

ISBN: 9783934223370

Preis: 178 Euro

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