Astronomie:Das Universum blickt zurück

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(Foto: Alma(ESO/NAOJ/NRAO)/M. Kaufman)

Ein kosmischer Wimpernschlag, nur wenige Zehnmillionen Jahre kurz. Astronomen in der chilenischen Atacama-Wüste haben den Augenblick erhascht und ein außergewöhnliches Bild gefertigt.

Von Christian Weber

Es ist für die Verhältnisse im Universum nur ein Wimpernschlag, wenige Zehnmillionen Jahre kurz, dennoch haben Astronomen um Michele Kaufman von der Ohio State University den Augenblick genutzt: Wie sie jetzt im Fachmagazin Astrophysical Journal berichten, ist es ihnen gelungen, eine 114 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernte, sehr ungewöhnlich geformte Struktur aufzunehmen, die so ähnlich aussieht wie zwei leuchtende Augen, die von Lidern umrahmt sind. Dabei bedienten sich die Wissenschaftler des größten Radioteleskops der Welt, dem Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA), das sich auf ungefähr 5000 Metern Höhe in der chilenischen Wüste befindet.

Die Forscher sprechen von einem Tsunami aus Sternen und Gaswolken, der entstanden sei, als zwei Spiralgalaxien begannen, aneinander vorbeizuschrammen: Galaxie IC 2163 begegnete auf ihrem Weg durchs All der Galaxie NGC 2207. Dabei rast das Gas im Außenbereich des IC-2163-Augenlids mit einer Geschwindigkeit von mehr als 360 000 Stundenkilometern immer weiter in den kosmischen Unfallgegner. Der Gasstrom wird dabei abgebremst und in seiner Bewegung chaotischer. Schließlich wird er von seiner Flugbahn abgelenkt und nimmt die Rotation der NGC-2207-Galaxie auf. So könnte das Ganze in ein paar Hunderttausend oder Millionen Jahren noch ein glückliches Ende nehmen, die beiden Galaxien könnten miteinander verschmelzen - das Happy End einer, wenn man so will, himmlischen Liebesgeschichte.

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