Süddeutsche Zeitung

Astronomie:Beschuss aus dem Weltraum

Schon im Dezember vergangenen Jahres detonierte ein riesiger Meteorit vor der russischen Küste. Über bewohntem Gebiet hätte ein solches Ereignis dramatische Folgen - Forscher arbeiten daher an einem Warnsystem.

Von Tobias Kühn

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist im Dezember vergangenen Jahres ein Meteor mit der zehnfachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe über dem Beringmeer im Nordpazifik vor der russischen Küste explodiert. Es war das sechstgrößte Ereignis dieser Art in den vergangenen 30 Jahren und das größte seit der Detonation eines Meteors über dem russischen Tscheljabinsk vor sechs Jahren. Aufgezeichnet wurde die Explosion in 25,6 Kilometer Höhe von Messgeräten der amerikanischen Streitkräfte, die die Nasa benachrichtigten.

Wäre der Himmelskörper über bewohntem Gebiet zerborsten, hätte das dramatische Folgen haben können. Durch die Druckwelle der Explosion des Tscheljabinsk-Meteors im Februar 2013, der größten der vergangenen hundert Jahre, waren Fensterscheiben zerbrochen; mehr als tausend Menschen wurden verletzt. "Solche Ereignisse rücken in den Blickpunkt, dass die Gefahr durch Meteoriteneinschläge real ist", sagt Kai Wünnemann, Professor an der FU Berlin und Leiter der Abteilung für Impakt- und Meteoritenforschung am Naturkundemuseum Berlin. Er ist an der Entwicklung eines neuen Tools zur Vorhersage der Folgen von Kollisionen von Meteoriten mit der Erde beteiligt. Es wird vom Naturkundemuseum Berlin und dem internationalen Unternehmen Deimos im Auftrag der europäischen Raumfahrtbehörde Esa entwickelt. Für die Abschätzung der Konsequenzen solcher kosmischen Zwischenfälle sei es wichtig, nicht nur die Meteoriten-Größe zu kennen, sondern auch den Winkel, in dem sie auf die Erde treffen sowie deren Zusammensetzung, betont Wünnemann. Das Esa-Prognose-Tool soll diese Information mittels einer Datenbank potenziell gefährlicher Gesteinsbrocken und schneller Computersimulationen möglichst frühzeitig liefern können - ähnlich wie ein Erdbebenwarnsystem. Esa und Nasa forschen außerdem gemeinsam an Methoden zur Ablenkung bedrohlicher Asteroiden.

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Quelle:
SZ vom 19.03.2019
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