Astronomie:Asteroid kommt Erde näher als Satelliten

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Treffen wird der Asteroid 2012 DA14 unseren Planeten nicht. Aber seine Flugbahn führt ihn am 15. Februar bis auf die geringe Distanz von etwa 28.000 Kilometern heran. Sogar geostationäre Satelliten sind erheblich weiter von der Erde entfernt.

Selten rücken kosmische Himmelskörper unserem Heimatplaneten so nahe wie der Asteroid 2012 DA14: In nur knapp 28.000 Kilometern Entfernung wird er am 15. Februar an der Erde vorbeischrammen, noch innerhalb des Orbits geostationärer Satelliten.

Einen Einschlag auf der Erde können Forscher aber ausschließen - zum Glück, denn anderenfalls hätte es regional schwere Verwüstungen geben können.

"2012 DA14 wird auf keinen Fall die Erde treffen", sagt Christian Gritzner vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Nachricht ist beruhigend: Mit etwa 50 Metern Durchmesser hat der Himmelskörper nämlich ungefähr die Größe des Asteroiden, der mit dem Tunguska-Ereignis von 1908 in Zusammenhang gebracht wird. Damals wurden in einer unzugänglichen Region Sibiriens auf mehr als 2200 Quadratkilometern 80 Millionen Bäume umgeknickt. Als Ursache wird die Explosion eines Asteroiden in mehreren Kilometern Höhe vermutet, die eine Druckwelle mit der Sprengkraft hunderter Hiroshima-Atombomben auslöste.

"Seinerzeit wurde eine Fläche von der doppelten Größe Berlins zerstört", sagt Gritzner. "Statistisch gesehen ist etwa alle 300 bis 500 Jahre mit dem Einschlag eines Asteroiden der Tunguska-Klasse auf der Erde zu rechnen. Bis zum nächsten Impakt kann es also noch lange dauern - er ist aber theoretisch jeden Tag möglich."

Es gibt weitere Beispiele für die verheerenden Folgen der Kollision von Kleinplaneten mit der Erde: So donnerte vor 15 Millionen Jahren ein Planetoid von etwa einem Kilometer Durchmesser auf die Schwäbische Alb herab und hinterließ einen Krater, der heute als Nördlinger Ries bekannt ist. Und vor 66 Millionen Jahren schlug ein Asteroid mit einem Durchmesser von etwa zehn Kilometern auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan ein. Er löste einen Klimawandel aus, der höchstwahrscheinlich zum Aussterben der Dinosaurier führte.

Seit Jahren nehmen Astronomen die Umgebung der Erde genau unter die Lupe, um Asteroiden im Anflug möglichst frühzeitig zu entdecken. Aktuell verzeichnet die US-Weltraumbehörde Nasa mehr als 1370 Kleinplaneten, die als "potenziell gefährlich" eingestuft werden, davon 155 mit mindestens einem Kilometer Durchmesser.

Ein Winzling - doch ein Einschlag hätte verheerende Folgen

Im Vergleich mit den Riesen-Asteroiden ist der vor knapp einem Jahr entdeckte 2012 DA14 zwar ein Winzling. Da solch kleine Brocken aber weitaus häufiger im All anzutreffen sind als die großen Asteroiden, schlagen die kleinen auch häufiger auf der Erde ein. "Dabei werden unglaubliche Energiemengen freigesetzt", unterstreicht Gritzner. "Wäre 2012 DA14 auf Kollisionskurs mit der Erde gewesen, hätte die Einschlagsgeschwindigkeit des 130.000-Tonnen-Asteroiden 12,7 Kilometer pro Sekunde betragen."

Für Amateurastronomen könnte der Asteroiden-Vorbeiflug ein außergewöhnliches Ereignis werden: Wenn 2012 DA14 am Freitag kommender Woche zwischen 20 und 21 Uhr der Erde am nächsten kommt, werden sich viele Feldstecher auf den Besucher richten. "Bei wolkenfreiem Himmel kann er problemlos in einem Fernglas als punktförmiges, bewegliches Objekt gesehen werden", sagt die Astrophysikerin Carolin Liefke vom Heidelberger Haus der Astronomie. Wo am Himmel der Asteroid je nach Beobachtungsstandort aufzuspüren ist, wissen unter anderem örtliche Sternwarten.

Die ungewöhnlich nahe Erd-Passage von 2012 DA14 markiert den Beginn eines Astronomie-Jahres, das Himmelsguckern spektakuläre Ereignisse verspricht. So wird schon im März der Auftritt des Kometen Panstarrs am irdischen Himmel erwartet. Und im November soll der wahrscheinlich noch hellere Komet Ison ein Gastspiel geben.

Asteroiden, auch Planetoiden oder Kleinplaneten genannt, gelten als Überbleibsel der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren.

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