Süddeutsche Zeitung

Astronomie:Abgedreht

Der Merkur benötigt 59 Tage, um sich einmal um seine Achse zu drehen. Nun haben Forscher seine Rotationsdauer genau gemessen, sie weicht von dem bisherigen Wert um neun Sekunden ab. Das könnte wichtig für künftige Missionen sein.

Von Robert Gast

Der Planet Merkur dreht sich offenbar nicht gleichmäßig, sondern unterschiedlich schnell um seine eigene Achse. Von 2011 bis 2015 rotierte der sonnennächste Planet im Durchschnitt neun Sekunden schneller als bisher gedacht, berichtet ein deutsch-amerikanisches Forscherteam im Fachmagazin Geophysical Research Letters. Das ist zwar nur ein kleiner Bruchteil der Rotationsdauer, aber gut messbar. Alexander Stark vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und seine Kollegen werteten Daten der Nasa-Sonde Messenger aus. Sie umrundete den Merkur vier Jahre lang bis April 2015.

In den kommenden Jahren könnte sich Merkurs Drehung möglicherweise wieder verlangsamen, so Stark. Für diese Schwankung ist womöglich der Jupiter verantwortlich. Auf seiner zwölfjährigen Reise um die Sonne zerrt seine Schwerkraft den Merkur mal von der Sonne weg, mal zu ihr hin. Je näher der kleine Planet an der Sonne ist, desto schneller rotiert er. Die Schwankung ist laut Stark für künftige Missionen relevant, weil man einen Punkt auf der Merkuroberfläche nicht wiederfindet, wenn man sie vernachlässigt. Nach vier Jahren befindet sich ein Punkt 700 Meter von der Stelle entfernt, an der man ihn vermutete.

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Quelle:
SZ vom 11.09.2015
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