Süddeutsche Zeitung

Astrobiologie:Aminosäuren vom Mond

In Proben der Apollo-Mondmissionen fanden Forscher immer wieder Spuren von Aminosäuren, also von Bausteinen des Lebens. Nach mehr als 40 Jahren scheint das Rätsel nun gelöst zu sein.

Von Robert Gast

Wissenschaftler der Nasa wollen ein uraltes Mondrätsel gelöst haben. In Gesteinsproben, die Astronauten der Apollo-Flüge zurück zur Erde brachten, fanden Geologen mehrfach Aminosäuren. Dank moderner Messmethoden wisse man nun, woher diese Moleküle stammen, berichtet ein Team um Jamie Elsila vom Goddard Space Flight Center der Nasa im Fachmagazin Geochimica et Cosmochimica Acta. Die Aminosäuren kommen demnach wahrscheinlich nicht vom Mond. Entweder sie hafteten an Werkzeugen, mit denen Astronauten die Proben einsammelten. Oder sie stammen aus einem der Labore, in denen die Steine heute aufbewahrt werden.

Aminosäuren sind Bausteine von Proteinen, die wie molekulare Maschinen im Inneren jeder Zelle das Leben überhaupt erst ermöglichen. Dass sie auch in Mondgestein zu finden sind, sorgte wiederholt für Aufsehen. Lange glaubten Forscher, die Moleküle könnten sich in der Hitze der Triebwerke der Mondlandefähre gebildet haben. Eine andere Theorie besagte, die Aminosäuren hätten sich aus Atomen geformt, die von der Sonne zum Mond gepustet wurden.

Allerdings fanden Elsila und ihre Kollegen keine höhere Konzentration von Aminosäuren in Proben, die in der Nähe der Landestellen gesammelt wurden, oder die lange Zeit Sonnenstrahlung ausgesetzt waren. Stattdessen haben die Astrobiologen größtenteils Moleküle entdeckt, deren chemischer Aufbau jenen gleicht, die es auf der Erde gibt. Aminosäuren, die man auf Kometen nachgewiesen hat, haben eine leicht modifizierte Struktur.

Den Unterschied habe man früher nicht sichtbar machen können, schreiben die Forscher. Weil sie aber bloß sieben, wenige Gramm schwere Bröckchen analysiert haben, bleibt wohl noch Raum für Zweifel. Insgesamt hat die Nasa knapp 400 Kilogramm Mondgestein zur Erde gebracht.

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Quelle:
SZ vom 03.11.2015/chrb
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