Süddeutsche Zeitung

Artenvielfalt in der EU:Aktion gegen das Aussterben

Trotz großer Pläne der EU, die Artenvielfalt zu erhalten, sind 25 Prozent der in Europa heimischen Tierarten vom Aussterben bedroht und 88 Prozent der Fischbestände überfischt. Aber jetzt soll alles anders werden.

Marlene Weiss

Bis zum Jahr 2010 hat es nicht geklappt, jetzt startet die Europäische Kommission einen neuen Versuch, die Artenvielfalt zu retten. Am Dienstag hat die Kommission eine Strategie präsentiert, mit der innerhalb von zehn Jahren das rasante Artensterben gestoppt werden soll.

Vor allem sollen die designierten Schongebiete des europaweiten Natura- 2000-Netzwerks besser geschützt und verwaltet werden, und ein möglichst großer Anteil der landwirtschaftlichen Gebiete soll unter Biodiversitäts-Maßnahmen fallen.

Wenn es nach den Plänen der Politik gegangen wäre, hätte sich das Artensterben schon im vergangenen Jahr wieder auf das natürliche Maß beschränkt - dieses Ziel jedenfalls hatte die EU im Jahr 2001 beschlossen.

Allein, die Erholung der Natur blieb aus, sie litt unvermindert weiter, trotz des Aktionsplans Biodiversität, mit dem die EU im Jahr 2006 die Entwicklung beschleunigen wollte. Noch immer sind 25 Prozent der in Europa heimischen Tierarten vom Aussterben bedroht und 88 Prozent der Fischbestände überfischt, zwei Drittel der beobachteten Lebensräume in Europa sind in "ungünstigem Erhaltungszustand".

Jetzt soll alles anders werden. Im Oktober 2010 haben sich die EU-Regierungschefs in Nagoya auf Artenschutzziele verpflichtet, mit der neuen Strategie sollen diese erreicht werden. "Ich bin optimistisch", sagt EU-Umweltkommissar Janez Potocnik. Die alte Strategie sei gescheitert, weil wirtschaftliche Fragen nicht berücksichtigt wurden und weil es weder klare Vergleichswerte noch Kriterien für die Umsetzung gegeben habe. In der neuen Strategie sei all das enthalten.

Sie konzentriert sich auf sechs Ziele: Die EU-Kommission will bis 2020 bedrohte Arten und Habitate schützen und 15 Prozent zerstörter Ökosysteme wieder herstellen. Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei sollen nachhaltig werden; invasive Arten, die einheimische verdrängen, unter Kontrolle gebracht, der EU-Beitrag zum globalen Artenschutz soll wachsen.

Was die geplanten Maßnahmen kosten dürfen und wer sie bezahlt, ist indes noch nicht geklärt. Potocnik will, dass Bauern und Waldbesitzer für ihre Verluste Geld sehen: Immerhin kümmerten sie sich um 75 Prozent der europäischen Landfläche. Im Herbst beginnen die Beratungen über die mittelfristige Finanzplanung der EU ab 2014.

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Quelle:
SZ vom 04.05.2011/mcs
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