Artenvielfalt:Eisbären in Kanada durch Jäger gefährdet

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Eisbär in der Nähe von Churchill, Manitoba, Kanada (Foto: AFP)

Die Eisbären werden nicht nur vom Klimawandel bedroht. In Kanada dezimieren auch Sportjäger und Fellverkäufer die Populationen. Im vergangenen Jahr wurden dort deutlich mehr Tiere erschossen als die von der Regierung festgelegten Quoten erlauben, warnen Umweltschützer.

Eisbären stehen nicht nur auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten der Weltnaturschutzunion IUCN. Sie sind ein Symbol für die Arktis als schützenswertes Gebiet und für die Gefahren des Klimawandels, der das Meereis dort zurückgehen lässt.

Umso mehr empören sich Umweltschützer nun darüber, dass in Kanada im vergangenen Jahr deutlich mehr Eisbären erlegt wurden als in den Jahren zuvor. Wie der Verband Pro Wildlife mitteilte, waren es in den vergangenen Jahren mehr als die Jagdquoten eigentlich erlauben.

2012 wurden insgesamt 740 Tiere erschossen. Das geht aus einem Dokument der kanadischen Umweltbehörde hervor, das der Organisation und der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. In den fünf Jahren zuvor waren es im Durchschnitt 663 - fast 80 weniger.

Insgesamt schätzt die Behörde die Zahl der Eisbären in Kanada auf ungefähr 16.000 - das sind etwa zwei Drittel der weltweiten Population. Seit 1968 gibt es Quoten für jährliche Abschüsse. Gejagt werden die Bären von den Einheimischen, aber auch von Sportjägern, die für die Gemeinden im Norden des Landes eine wichtige Geldquelle darstellen. Der kanadischen Regierung zufolge sollen die Quoten so niedrig sein, dass die Bestände nicht gefährdet werden. Auf ihrer Homepage heißt es, jedes Jahr würden lediglich 300 Bären für den internationalen Handel genutzt - das wären etwa zwei Prozent der kanadischen Population.

Pro Wildlife zufolge wurden bei sechs der 13 Eisbärpopulationen in Kanada die Abschussquoten um bis zu 42 Prozent überschritten. Die kanadische Umweltbehörde habe diese Zahlen bisher zurückgehalten und damit ein weltweites Handelsverbot für Eisbärprodukte blockiert.

"Angeblich sollen die Jagdquoten garantieren, dass Kanadas Jagd nachhaltig ist und das Überleben der Eisbären nicht gefährdet. Die neuen Zahlen widerlegen dies", sagte Sprecherin Daniela Freyer. Kanada sei das einzige Land, das den Abschuss von derart vielen der weißen Bären für den Handel mit Fellen und Jagdtrophäen zulasse.

Eisbärenfelle werden in Kanada für Preise von mehr als 10.000 Euro versteigert. Für manche Regionen garantieren die lokalen Behörden Mindestpreise für erlegte Eisbären. Und Abnehmer wie insbesondere auch China treiben die Preise in die Höhe.

Auch der Naturschutzverband WWF fordert einen besseren Schutz der Bären, deren Lebensraum durch den Klimawandel bedroht ist. In der russischen Hauptstadt Moskau kommen heute Regierungsvertreter aus aller Welt zusammen, um bei einer Konferenz über bessere Schutzmöglichkeiten für Eisbären zu diskutieren.

Russland selbst hat die Jagd auf die Bären bereits 1956 verboten. Lediglich die Bewohner der Tschuktschen-Halbinsel (Tschukotka) im Nordosten des Landes dürfen die Tiere töten. Aufgrund der abnehmenden Eisfläche tauchen Eisbären dort immer häufiger in der Umgebung der Küstenorte auf.

© dpa/Süddeutsche.de/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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