Artenschutz:Anstrengung lohnt sich

Spitzmaulnashorn, Spitzmaul-Nashorn, Spitzlippennashorn, Spitzlippen-Nashorn, Schwarzes Nashorn (Diceros bicornis), steh

Die Anzahl der Spitzmaulnashörner in Afrika hat zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder zu- statt abgenommen.

(Foto: imago images/blickwinkel)

Dem vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashorn geht es besser. Der Erfolg ist drastischen Maßnahmen zu verdanken - und eine klare Botschaft an den Artenschutz.

Kommentar von Tina Baier

In der Flut schlechter Nachrichten tut es gut, endlich einmal etwas Positives zu hören. Die gute Neuigkeit kommt von völlig unerwarteter Seite, nämlich aus dem Artenschutz, von dem es sonst so gut wie nie Erfreuliches zu berichten gibt: Dem vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashorn geht es besser! Wie die Weltnaturschutzunion (IUCN) berichtet, hat die Zahl der Tiere erstmals seit 40 Jahren wieder zu- statt abgenommen.

Im Jahr 2012 lebten demnach nur noch 4845 Exemplare der bis zu 1,80 Meter großen und 1400 Kilogramm schweren Tiere in Afrika. 2018 - neuere Daten gibt es nicht - waren es immerhin wieder 5630. Das ist umso beachtlicher, als die Kühe nur alle zwei Jahre ein einziges Kalb zur Welt bringen.

Dazu passt, dass die Zahl der gewilderten Nashörner in Südafrika nach Angaben der Tierschutzorganisation WWF im vergangenen Jahr deutlich abgenommen hat, wobei diese Statistik nicht zwischen Spitzmaul- und Breitmaulnashörnern unterscheidet. 2019 wurden demnach in Südafrika 594 Nashörner illegal von Wilderern getötet. Im Jahr davor seien es noch 769 gewesen.

Um sie zu schützen, haben Wildhüter den Tieren die Hörner abgeschnitten

Es ist nicht mehr als ein Funken Hoffnung und ändert nichts an der Tatsache, dass die Tiere immer noch vom Aussterben bedroht sind. Trotzdem: Es zeigt, dass der Mensch durchaus in der Lage ist, scheinbar aussichtslose Situationen doch noch zum Guten zu wenden.

Die Erholung ist vor allem drastischen Maßnahmen in Südafrika und Namibia zu verdanken, wo einzelne Tiere zeitweise rund um die Uhr von bewaffneten Wildhütern beschützt wurden. In manchen Regionen wussten sich die Artenschützer nicht mehr anders zu helfen, als die wenigen noch verbliebenen Tiere zu betäuben und ihnen die Hörner abzuschneiden, um sie für Wilderer unattraktiv zu machen.

Aberglaube hat die Tiere zum Aussterben gebracht

Spitzmaulnashörner werden fast ausschließlich wegen ihrer Hörner gejagt, von denen sie zwei haben. Das vordere sitzt auf der Nase und kann in Ausnahmefällen bis zu einen Meter lang werden. Das hintere ist kleiner und sitzt auf der Stirn. Beiden werden allerlei Wunderkräfte nachgesagt. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) gelten sie als potenzsteigernd. In Vietnam wird geriebenes Horn zu horrenden Preisen als angebliches Heilmittel gegen Krebs verkauft. Und in Jemen ist ein Dolch aus dem Horn der Tiere Männlichkeits- und Statussymbol.

Solcher Aberglaube hat schon viele Tierarten zum Aussterben gebracht. Umso schöner und irgendwie auch beruhigend ist es, dass das, was die Menschen zum Schutz des Spitzmaulnashorns gegen den mächtigen Gegner TCM unternehmen, zu helfen scheint. Die Botschaft dieses zugegebenermaßen kleinen Erfolgs heißt: Nicht aufgeben, weiter kämpfen. Es lohnt sich.

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