Artenvielfalt:Je mehr Insekten, desto mehr Holz
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Artenreichere Wälder ziehen mehr Insektenarten an - und sind auch ökonomisch sinnvoll, argumentieren Forscher.
Von Hanno Charisius
Räuberische Insekten haben ihr Gutes: Wenn es nicht gerade Borkenkäfer sind oder andere Pflanzenschädlinge, dann ist Insektenreichtum offenbar vorteilhaft für einen Wald, berichtet ein chinesisch-deutsch-schweizerisches Forscherteam im Fachblatt Nature Ecology & Evolution. Und um die Insektenvielfalt zu fördern, sei wiederum ein artenreicher Mischwald ideal. Ein Forstmanagement, das räuberische Insekten fördert sowie einen artenreichen Baumbestand, könne dazu führen, dass die Pflanzen mehr von dem Treibhausgas Kohlendioxid binden, schreibt das Team.
Viele Baumarten führen zu einer artenreichen Insektengemeinschaft, was dann wiederum gut für das Wachstum der Pflanzen ist. Dieser ökologische Dreisprung macht nicht nur eine entsprechend ausgerichtete Forstwirtschaft interessant, sondern unterstreicht auch die Bedeutung des Artenschutzes in der Klimakrise. Nicht an der Studie beteiligte Wissenschaftler loben die Arbeit. Das Besondere an der Arbeit sei die Erkenntnis, dass der positive Effekt der Pflanzendiversität auf die Produktivität des Waldes "auch dadurch zustande kommt, dass mit zunehmender Pflanzenvielfalt pflanzenfressende Insekten stärker durch räuberische Insekten kontrolliert werden", sagt Wolfgang Weisser, Inhaber des Lehrstuhls für terrestrische Ökologie an der Technischen Universität München.
Es braucht eben auch Kerbtiere, die die Pflanzenfresser fressen
Das Experiment, in dem die Daten erhoben wurden, sei weltweit einmalig, sagt der Biologe. In der ostchinesischen Provinz Jiangxi wurden vor gut 14 Jahren mehrere Dutzend Versuchsfelder mit jeweils 400 Bäumen angelegt. Die Felder unterscheiden sich, es gibt verschiedene Monokulturen sowie abwechslungsreichere Bestände mit bis zu 24 Arten. Jahr für Jahr wird dort erfasst, wie viele Insektenarten es gibt sowie wieviel Biomasse die Bäume erzeugen. Die nun vorgelegten Daten wurden zwischen 2015 und 2022 im Freilandlabor gemessen.
Demnach führen mehr Insekten zu mehr Wachstum. Allerdings gibt es Unterschiede je nach Zusammensetzung der Kerbtier-Populationen. Erwartungsgemäß wirken sich zu viele Pflanzenfresser schädlich auf die Biomasseentwicklung der Bäume aus. Gibt es jedoch reichlich Fressfeinde oder Parasiten, die Pflanzenfresser befallen, nimmt das Baumwachstum zu. Soweit die Beobachtung. Ob es auch einen ursächlichen Zusammenhang gibt, und über welche Mechanismen der funktioniert, sei noch zu klären, schreibt die Gruppe.
Klar sei hingegen durch die Vielzahl der verschiedenen Waldparzellen, dass sich artenreicher Mischwald positiv auf die Insektenpopulation auswirkt, sagt Weisser. Um den Effekt der Insekten zu bestimmen, müsste ein Weg gefunden werden, Parzellen mit unterschiedlichen Kerbtiermischungen zu besiedeln, "das ist logistisch fast nicht möglich". Doch er sieht keinen Grund, warum die Ergebnisse aus China nicht auch auf europäische Wälder übertragbar sein sollten.