Archäologie:Wie der Homo sapiens eine globale Katastrophe in Höhlen überlebte

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Forscher fanden diesen Glassplitter etwa 9000 Kilometer entfernt vom Vulkan Toba in Vleesbaai, Südafrika. (Foto: Racheal Johnsen)
  • Glück hatten offenbar jene Menschen, die damals in Felsenhöhlen an der Küste Südafrikas lebten.
  • Das berichtet ein griechisch-amerikanisches Forscherteam, das inmitten von Resten der einst dort ansässigen Menschen Splitter des Vulkans Toba entdeckt hat.
  • Menschen ernährten sich dort von Meerestieren, statt Antilopen zu jagen oder Pflanzen und Früchte zu sammeln.

Von Patrick Illinger

The place to be, der Ort, an dem man sein sollte, wenn es mal ganz dick kommt, das ist womöglich Südafrika. Dort, in einer küstennahen Felsenformation namens Pinnacle Point, haben Menschen vor 74 000 Jahren die größte Katastrophe überdauert, die je über Homo sapiens hereinbrach.

Auslöser war die Eruption des Supervulkans Toba im heutigen Indonesien. Die Asche des Feuerbergs versetzte die Erde über Jahre hinweg in einen Dämmerzustand, vernichtete Pflanzen wie Tiere und tötete weite Teile der seinerzeit lebenden Menschen. Manche Schätzungen besagen, dass weltweit nur 2000 Individuen das kataklystische Ereignis überlebt haben. Sie wären somit die Vorfahren der heutigen Zivilisation.

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Ob es tatsächlich nur so wenige Überlebende gab, oder doch ein paar mehr: Glück hatte offenbar, wer damals in Felsenhöhlen an der Küste Südafrikas lebte. Zu diesem Schluss kommt ein griechisch-amerikanisches Forscherteam, das Sedimente am Pinnacle Point untersucht und inmitten von Resten der einst dort ansässigen menschlichen Gemeinschaft winzige Splitter des Vulkans Toba entdeckt hat.

Dürren plagten die Menschen

In Nature berichten die Paläontologen von markant geformten Glasscherben, hakenförmige Partikel, die nach Ansicht von Vulkanologen zweifelsfrei von dem Monstervulkan in Indonesien ausgespien wurden. Nach einer Weltreise in höchsten Atmosphärenschichten regneten solche Glasfragmente vermutlich in den Wochen nach der Eruption als Staub über allen Erdteilen nieder.

Höhlen am Meeresrand könnten ein geeignetes Refugium gewesen sein, um all das abzuwettern. Menschen ernährten sich dort von Meerestieren, statt Antilopen zu jagen oder Pflanzen und Früchte zu sammeln. Die Unterwasserwelt blieb, anders als die Landlebewesen, höchstwahrscheinlich von den globalen Aschewolken verschont.

Ein Gefühl dafür, welche globale Katastrophe ein Vulkan auslösen kann, zeigte sich in moderneren Zeiten, als im Jahr 1815, ebenfalls in Indonesien, der Tambora ausbrach. Obwohl die Eruption des Toba einst hundert Mal so heftig ablief, ging das Jahr 1816 in die Geschichte als "das Jahr ohne Sommer" ein. Die Vulkanasche verdunkelte das Sonnenlicht je nach Erdteil um 25 bis 90 Prozent.

Dürren plagten die Menschen und daraus resultierend auch unzählige Waldbrände. Doch geologisch gesehen war der Ausbruch des Tambora nur ein "Schluckauf" im Vergleich zur Eruption des Toba. Völlig unberührt dürften somit auch die Menschen in Südafrika nicht geblieben sein.

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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