Nordsee:Spaziergänger findet Wrack – doch die Archäologen kommen zu spät

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Da lag das Wrack noch frei: Verwitterte Überreste eines Schiffes liegen am 15. Januar bei Ebbe am Strand vor Sylt. (Foto: Lea Albert/dpa)

Am Strand von Sylt taucht plötzlich das Gerippe eines Schiffes auf. Als Experten es untersuchen wollen, ist es verschwunden.

Von Jakob Wetzel

Das Fundbüro ist in diesem Fall auch keine Hilfe. Bei der Sylter Inselverwaltung sind in den vergangenen zwei Wochen laut Online-Suchportal genau vier Fundsachen abgegeben worden: ein Handy, ein Sportbeutel, eine Jacke und eine Gesundheitskarte. Das Wrack eines alten Segelschiffes war nicht darunter. Dabei sind die vermissten Trümmer viel größer als eine Scheckkarte, und Schiffe versinken auch weniger leicht mal eben im Sand. Und doch teilt das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein mit, sei genau das passiert.

Vor einer guten Woche war das Wrack noch da. Nachdem das Sturmtief Bernd Anfang Januar über Norddeutschland hinweggefegt war, hatte das Meer die Überreste eines Schiffes am Strand vor Rantum freigespült, südlich von Westerland. In den Tagen danach legte sich wieder eine Sandschicht über das Holz, doch die Koordinaten seien dokumentiert gewesen, heißt es vom Landesamt. In dieser Woche sind dessen Fachleute nun nach Sylt gefahren, um den Fund zu untersuchen. Doch unter dem Sand fanden sie: nichts. Fast drei Stunden lang hätten sie mit Spaten und einem Metalldetektor gesucht sowie mit Eisenstäben im Boden gestochert, ohne Erfolg, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Am Ende zogen sie unverrichteter Dinge wieder ab.

Immer wieder fördern Stürme und die Gezeiten in der Nordsee Schiffswracks zutage

„Das ist einfach die Nordsee“, meint das Landesamt. Denn eigentlich sei alles gut gelaufen. Ein Spaziergänger habe die Trümmer entdeckt und einen Lokalhistoriker gerufen, das war am Sonntag, 12. Januar. Der habe sich sofort beim Landesamt gemeldet. Am Montagmorgen wussten die Experten dort Bescheid. Die Behörde stellte ein Team zusammen und suchte nach einem guten Zeitraum, zu dem das Meer nicht zu nahe an die Fundstelle heranreichte. Denn je näher das Wasser, desto feuchter ist der Boden, desto mehr sinkt man ein. Eine Woche später waren die Bedingungen vertretbar. Doch die Nordsee war schneller.

Derselbe Ort, eine gute Woche später: Noch bevor es dokumentiert werden konnte, ist das Wrack wieder im Sand verschwunden. (Foto: ALSH)

Tatsächlich ist das Meer an der nordfriesischen Küste gut darin, Dinge verschwinden zu lassen, auch große. Die Westwinde und der Mangel an geschützten Ankerplätzen ließen dort mengenweise Segelschiffe auf Grund laufen. Immer wieder fördern Stürme und die Gezeiten ihre Reste zutage. Erst im Februar und März 2022 wurden auf Süderoogsand die Überreste von drei Schiffen entdeckt. 2017 stießen Einwohner der Hallig Hooge bei einer Wattwanderung auf ein Halbkraweelschiff, das auf das frühe 17. Jahrhundert datiert wird. Und auf Sylt haben Spaziergänger 2016 die rund 300 Jahre alten Trümmer eines Plattbodenschiffes gefunden.

Welches Schiff bei Rantum liegt, woher es kam und wann es gestrandet ist, das hätten die Archäologen gerne herausgefunden. Auf Fotos seien Kupferbolzen zu sehen; demnach handle es sich wohl um ein hölzernes Schiff aus dem 19. Jahrhundert, heißt es aus dem Landesamt. Aber man gehe schon davon aus, dass das Schiff wieder auftaucht. Dass ein Schiffswrack vorübergehend im Sand versinkt, das komme häufiger vor. Da unten sei das Schiff erst einmal gut aufgehoben. Und wenn es wieder da sei, „dann fahren wir noch einmal raus“.

Bis dahin appelliert das Amt an alle Spaziergänger: „Sollte das Wrack erneut sichtbar werden, bitten wir Sie, sich umgehend mit uns in Verbindung zu setzen!“

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