Archäologie:Kleiner Vampir

Archäologie: Der Stein im Mund sollte wahrscheinlich verhindern, dass der tote Junge wiederkehrt.

Der Stein im Mund sollte wahrscheinlich verhindern, dass der tote Junge wiederkehrt.

(Foto: David Pickel/Stanford University)

Auf einem römischen Friedhof wurde vor 1500 Jahren ein Kind mit einem Stein im Mund bestattet - damit der Tote nicht als Vampir zurückkehrt. Die Furcht vor den Untoten saß offenbar tief.

Von Christoph von Eichhorn

Schon der Name des Ortes ist zum Gruseln: La Necropoli dei Bambini, Friedhof der Kinder, heißt eine Ausgrabungsstätte in der italienischen Region Umbrien. Etliche Babys und Kinder wurden dort im fünften Jahrhundert bestattet, sie fielen vermutlich einer Malaria-Epidemie zum Opfer. Archäologen der Universität Arizona haben nun Hinweise gefunden, dass die Römer bei den Bestattungen auch die Sorge vor Untoten umtrieb. In einem Grab wurden die Überreste eines etwa zehnjährigen Kindes entdeckt, das mit einem Stein im Mund begraben wurde. Die Forscher vermuten, dass der Stein ein Talisman war, der das tote Kind davon abhalten sollte, aus seinem Grab zu steigen und Lebende heimzusuchen. Solche "Vampirgräber", in denen Tote festgehalten werden sollten, hat man schon in anderen Regionen Europas gefunden, meist mit Erwachsenen darin. Das Grab des Kindes sei "eine Anomalie in einem an sich schon anormalen Friedhof", erklärt Ausgrabungsleiter David Pickel in einer Mitteilung der Universität. Auf dem Gelände hatten die Forscher bereits okkulte Objekte wie Rabenkrallen, Knochen von Kröten und bronzene Kessel gefüllt mit Asche entdeckt. Mit den magischen Artefakten wollten die Römer wohl die Gefahren des Ortes bannen.

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