Archäologie - Kamp-Bornhofen:Mutmaßlich älteste Burgkapelle am Mittelrhein entdeckt

Archäologie
Bei Ausgrabungen an der Burg Sterrenberg ist die wohl älteste Burgkapelle am Mittelrhein gefunden worden. Foto: Thomas Frey/dpa/Aktuell (Foto: dpa)

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Kamp-Bornhofen (dpa/lrs) - Eine Drohne hat zur Entdeckung der laut Experten vermutlich ältesten Burgkapelle am Mittelrhein geführt. "Auf dem Drohnenvideo von einer Hochzeit bei uns haben wir gesehen, wie ein Baum mit seinen Wurzeln eine Mauer rausgedrückt hat", sagt die Pächterin der Burg Sterrenberg mit einem Ausflugslokal, Karolin König-Kunz, am Freitag. Daraufhin sei eine Mauersanierung eingeleitet worden. Dabei ist laut der rheinland-pfälzischen Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) die Kapelle entdeckt worden.

Es sei ein "sensationeller Fund". Bereits in dem Dokument "capella in castro Sterinberg" von 1322 im hessischen Staatsarchiv wird nach Angaben des Finanzministeriums eine wohl noch frühere Kapelle der mittelalterlichen Wehranlage erwähnt. Laut Innenminister Roger Lewentz (SPD) wird vermutet, dass Balduin, Erzbischof und Kurfürst von Trier, im 14. Jahrhundert die nun entdeckte Burgkapelle bauen ließ. Sie sei für die damalige Zeit ungewöhnlich aufwendig gestaltet worden.

Die unmittelbar beieinander liegenden Burgen Sterrenberg und Liebenstein oberhalb von Kamp-Bornhofen im Welterbe Oberes Mittelrheintal werden von zwei Schildmauern getrennt. Daher sind sie als Feindliche Brüder bekannt. Darum rankt sich auch eine Sage.

Archäologen haben laut dem Finanzministerium in der Burg Sterrenberg schließlich Reste der Kapelle mit einer halbrunden Apsis, originalen Putzresten und rötlichen Farbfassungen sowie quadratischen Bodenfliesen aus dem 14. Jahrhundert freigelegt. Ahnen und Lewentz, der in Kamp-Bornhofen wohnt, steigen mit Corona-Masken vorsichtig in den unteren Teil der in den Schieferfelsen gegrabenen Kapelle unter einem provisorischen Schutzdach, um die Funde zu besichtigen.

Lewentz sagt, ein früherer Pächter habe hier in einem Schuppen sein Auto geparkt: "Hier sind Generationen vorbeigegangen und keiner hat geahnt, was sich hier verborgen hat." Der Burgpächter Patric Paquet ergänzt: "Bei uns war das ein Schuppen für Terrassenmöbel und Mülltonnen." Nun ist dieser verschwunden.

Ahnen kündigt einen Workshop mit Landschaftsplanern, Architekten und Archäologen für die zweite Jahreshälfte 2021 an, um Ideen für die Präsentation der Funde zu entwickeln. Lewentz sagt, es gebe Überlegungen, die Burg Sterrenberg mit ihrer Kapelle mit einem neuen Fußweg mit dem Kloster Bornhofen zu verbinden. Dieses Ensemble könnte dann womöglich das geistige Zentrum der geplanten Bundesgartenschau (Buga) 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal werden. Auch die Höhenburg Sterrenberg sei dank einer Zufahrtsstraße barrierefrei zu erreichen.

Mittelalterliche Burgen sind ein Groschengrab. Pflanzen brechen zwischen Steinen durch, Mauern bröckeln, immer wieder. Michael Mrosek vom Finanzministerium sagt, schon seit 15 Jahren werde Burg Sterrenberg saniert, mit Kosten von 1,5 Millionen Euro. Nun sind diese Arbeiten für die weiteren Ausgrabungen unterbrochen. "Natürlich sind die Archäologen hellauf begeistert. Manche würden diese Schätze am liebsten für immer geschützt unter der Erde sehen", erklärt Mrosek. Aber vorgesehen sei, sie künftig der Öffentlichkeit zu präsentieren - natürlich in sensibler, geeigneter Form.

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