Archäologie - Halle (Saale):Tauchgang zu rund 3500 Jahre alten Hügelgrab im Süßen See

Archäologie
Das Forschungsschiff "Sonara" fährt auf dem Süßen See bei Halle. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Seeburg (dpa/sa) - Taucher wollen das Geheimnis eines rund 3500 Jahre alten bronzezeitlichen Hügelgrabes auf dem Grund des Süßen Sees lüften. "Mehrere Taucher werden in den nächsten Wochen mit der Arbeit beginnen", sagte Projektleiter und Archäologe Sven Thomas vom Landesmuseum in Halle. Eine Stehle, ein sogenannter Wächterstein, sowie flache Fundamentsteine begrenzen die Anlage nach außen. "Über den genauen Termin wird kurzfristig entschieden. Das hängt von der Sichtweite im See ab, die derzeit nur wenige Zentimeter beträgt", sagte der Archäologe.

Zuvor war im Februar der komplette Seegrund drei Tage lang digital mit modernster Messtechnik erfasst worden. "Die rund 250 Hektar ergaben drei Milliarden Punkte", sagte Thomas. "In dieser Dimension ist die Erfassung von archäologischen Unterwasserflächen bislang einzigartig in Deutschland."

Das Forschungsschiff "Sonara" der Mitteldeutschen Ingenieurconsult (Midi/Halle) hatte den Seegrund in 3-D kartiert. Das Hügelgrab liegt in etwa fünf Metern Tiefe und mehr als 390 Meter vom Ufer entfernt. Damals war das trockenes Gebiet. Vor etwa 3550 Jahren gab es einen deutlichen Anstieg des Wasserspiegels, der das Fundgebiet im See versinken ließ.

"Das Grab ist ein "Zeitgenosse" der bekanntesten Fürstengräber der frühen Bronzezeit in der mitteldeutschen Region. Dazu gehört der Grabhügel von Helmsdorf, rund 3840 Jahre alt und das Fürstengrab von Leubingen 3942 Jahre alt", berichtet der Archäologe. Zudem wurde die exakte Lage einer mittelalterlichen Siedlung aus dem 11. bis 15. Jahrhundert im See identifiziert. "Auf den Aufnahmen sind die Grundflächen einzelner Häuser zu erkennen", sagte Thomas. "Auch zu dieser Siedlung sind Tauchgänge geplant."

Der See trocknete in seiner Geschichte mehrfach fast völlig aus. Der heutige Seegrund war in der Bronzezeit dicht besiedelt. Die Felsformation befindet sich am Rande einer antiken Halbinsel. Während der Trockenperioden muss die Halbinseln im Vorfeld des heutigen Dorfes Aseleben (Landkreis Mansfeld-Südharz) weit in den See hineingeragt haben. Darauf deuten Funde wie ein Pferdegeschirr und ein mittelalterlicher Krug.

© dpa-infocom, dpa:210409-99-135405/2

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