Archäologie - Halle (Saale):Konkrete Umrisse von Kirche Kaiser Otto II. entdeckt

Archäologie
Grabungsarbeiten auf dem Klostergelände Memleben. Foto: Hendrik Schmidt/dpa (Foto: dpa)

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Memleben (dpa/sa) - Archäologen haben auf dem Klostergelände Memleben (Burgenlandkreis) die genaue Lage der einstigen Kirche von Kaiser Otto II. (955-983) festgestellt. "Wir haben jetzt zum ersten Mal mit Sicherheit die Kirche Otto des II. von 979 entdeckt. Das ist eine ungewöhnlich große Kirche, vergleichbar mit den großen ottonischen Kirchen in Köln und Magdeburg", sagte Projektleiter Leonhard Helten vom Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der Universität Halle am Donnerstag. "Außerdem wurde eine Mauer entdeckt, die möglicherweise zur Vorgängerkirche von Otto I. (912-973) und Heinrich I. (um 876-936) gehörte."

Im 10. Jahrhundert standen in Memleben eine Kaiserpfalz und ein Kloster. Das Kloster Memleben wurde erstmals 979 urkundlich erwähnt. Die Klosterkirche war 82 Meter lang und 39,5 Meter breit. "Es gab mehrere Bauabschnitte. Diese Phasen unterscheiden sich in ihren Ausführungen, das war bislang nicht bekannt", sagte Grabungsleiter Holger Grönwald. "Wir wissen jetzt Bescheid über die Fundamente und über die Baufugen und damit über Bauten, die angesetzt wurden."

"Mit der Mauer ist zunächst belegt, dass es einen Vorgängerbau gibt. Ob es die Kirche ist, müssen die weiteren Untersuchungen zeigen. Trotzdem ist es ein wichtiger Befund, dass der Standort im 10. Jahrhundert schon baulich belegbar ist", sagte Grönwald.

Im Jahr 1015 wurde Memleben der Abtei Bad Hersfeld unterstellt und verlor somit seine Selbstständigkeit im Reich. Heute ist auf dem Klosterareal ein Museum untergebracht. Der erste deutsche Kaiser Otto der Große (912-973) starb in Memleben, ebenso wie sein Vater Heinrich I. (876-936). Die Blütezeit des Klosters dauerte nur wenige Jahrzehnte.

Zudem wurden Teile des Friedhofs sowie Funde und Befunde verschiedener vorgeschichtlicher Epochen wie Steinzeit, Bronzezeit und römische Kaiserzeit freigelegt. Dazu gehören ein Arbeitsplatz mit Mahl- und Reibsteinen, Reste von der Zurichtung von Feuersteinwerkzeugen sowie in größerem Umfang entsprechendes keramisches Material und eine Schädelbestattung. Des Weiteren ließen sich eine Facettenaxt und ein umgenutztes Bruchstück einer weiteren geschliffenen Steinaxt bergen. Ebenso konnten Reste von zwei Schmelzöfen, eine verziegelte Lehmwanne eines zugehörenden Werkstattbereiches sowie die Arbeitsoberfläche einer Textilwerkstatt mit Webgewichten und Spinnwirteln bergen. Die Funde belegen die Bedeutung von Memleben als Siedlungsplatz über die Jahrtausende.

© dpa-infocom, dpa:220929-99-945940/4

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