Es sieht aus wie eine kleines Fantasietier, hat eine winzige Öffnung, besteht aus Ton - und ist wohl eines der ältesten Babyfläschchen der Welt: Neben drei anderen, in Bayern entdeckten Gefäßen ist die Urzeitschnabeltasse ein klarer Hinweis darauf, dass Eltern bereits vor mehr als 3000 Jahren Fläschchen nutzten, um ihrem Nachwuchs tierische Milch einzuflößen.
Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Julie Dunne von der University of Bristol in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsjournals Nature. Die Archäologen hatten die Flaschen aus Kindergräbern der späten Bronze- und frühen Eisenzeit auf organische Rückstände hin untersucht. Die Rückstände von Fettsäuren, die sie fanden, deuteten auf Milchfett von Tieren hin.
Damit ist der Fund des sechsköpfigen Forscherteams ein möglicher Beitrag zu der Frage, ob die zunehmende Sesshaftigkeit der Menschen mit einem Babyboom einherging - und wie dieser genau möglich wurde. Wer zum Beispiel Tiere zähmt und sie melkt, kann früher abstillen und schneller wieder weitere Kinder bekommen. Die jetzt entdeckten Babyfläschchen unterstützen eine solche These.
Auf der anderen Seite haben die teils liebevoll gestalteten Gefäße aber auch einen klaren Nachteil: Da sie von innen nicht gut zu reinigen sind und die Kinder zudem unbehandelte, mit Bakterien belastete Milch bekamen, dürften die Fläschchen ein hohes Potenzial für Infektionen gehabt haben.
Fest steht dennoch, dass die bis heute umstrittenen Alternativen zur perfekt zusammengesetzten Muttermilch schon in prähistorischer Zeit beliebt waren - und auch kreativ genutzt wurden.