Archäologie:Doch nicht erschlagen

Männerskelett in Pompeji ausgegraben

Das Skelett in Pompeji – zur Hälfte unter einem Felsblock.

(Foto: Ciro Fusco/dpa)

Irrtum in Pompeji: Der Mann, dessen Skelett eingequetscht unter einem Felsbrocken lag, wurde doch nicht auf der Flucht vor dem Vulkan erschlagen.

Von Stephanie Göing

Er rannte um sein Leben, die Straße bereits meterhoch bedeckt mit Bimsstein, im Rücken der brodelnde Vesuv, Schwefelgestank in der Luft. Er rannte, so schnell er konnte, trotz seiner Gehbehinderung. Und doch war er zu langsam: Eine Gas- und Aschewolke warf ihn um. Dann erschlug ihn ein herabfallender Steinblock.

Es schien eine tragische kleine Geschichte zu sein, die sich innerhalb der großen Katastrophe von Pompeji abspielte und die Forscher anhand eines Skelettfundes vorige Woche rekonstruierten. Bilder des Skeletts, zur Hälfte unter einem Felsquader eingequetscht, zeugten von der Dramatik. Doch diese Geschichte ist falsch, fanden die Archäologen nun heraus. Der Oberkörper des Mannes wurde nicht von dem Felsbrocken zerquetscht. Denn nun ist der Schädel des Skeletts aufgetaucht - statt zertrümmert nahezu intakt.

Die Forscher erläutern, dass unterhalb der Knochen vor einigen Jahrhunderten ein Tunnel gegraben wurde und hierdurch Oberkörper sowie Schädel vermutlich in tiefere Erdschichten abgerutscht sind. Daher wurden sie später entdeckt als der Rest des Skeletts. Gestorben sei der etwa 30 Jahre alte Mann, der aufgrund einer Knochenentzündung gehbehindert war, auf seiner Flucht vor dem Vulkan wohl wie viele andere Einwohner Pompejis auch: Er erstickte an sogenannten pyroklastischen Strömen, bis zu 800 Grad heißen Gasaschewolken, die vom Vesuv herabrasten.

Die Stadt Pompeji am Golf von Neapel wurde im Jahr 79 nach Christus durch einen Ausbruch des Vulkans vollständig ausgelöscht - und anschließend unter einer Ascheschicht weitgehend konserviert. Seit ihrer Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert liefern Ausgrabungen immer wieder neue, eindrückliche Momentaufnahmen der Katastrophe und erzählen von den letzten Minuten der Einwohner der antiken Stadt.

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