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Archäologie:Der Krieger aus dem Eis

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Ein Sensationsfund ist einem internationalem Forscherteam in der Mongolei gelungen. Unter einem Grabhügel stießen sie auf eine fast 2500 Jahre alte, intakte Grabkammer mit einem mumifizierter Skythen-Krieger samt Beigaben.

Oliver Das Gupta

Mit der Bergung der Mumie ist den Archäologen eine Sensation gelungen. Das intakte Skythengrab aus dem dritten Jahrhundert vor Christus sei ein "fabelhafter Fund", sagte Hermann Parzinger, der Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Er war selbst an den Ausgrabungen beteiligt.

Das 28-köpfiges Team aus deutschen, russischen und mongolischen Wissenschaftlern hatte die Grabungen im Altai-Gebirge im Juni und Juli durchgeführt.

Weil der als Kurgan bezeichnete Grabhügel von Eis umschlossen war, blieben die Leiche, ihre Kleidung und Grabbeigaben sehr gut erhalten. Die Leiche ist von der Hüfte abwärts komplett mumifiziert.

Die Forscher fanden sie in einen sehr gut erhaltenen Mantel aus Biberfell gehüllt, der mit Zobelfell verziert und mit Schafsfell gefüttert ist. Der Schädel selbst blieb jedoch nicht mehr erhalten. An der teilweise erhaltenen Haut des Oberkörpers ist der Skythen-Krieger tätowiert.

Waffen, Gefäße aus Holz, Ton und Tierhorn sowie teils mit Goldblech überzogene kunstvolle Schnitzereien wurden dem Toten mit ins Grab gegeben.

Die Reste zweier Pferde fanden sich über der Kammer. Die Tiere waren mit verziertem Sattel und Zaumzeug ausgestattet.

Die Skythen waren ein indoeuropäisches Reitervolk, das in den weiten Steppen Eurasiens lebte. Die Nomaden bevölkerten hauptsächlich das heutige Südrussland und die Ukraine, allerdings sind weite Streifzüge beispielsweise bis nach Palästina überliefert.

Antike Chronisten berichten an mehreren Stellen von den Skythen, sie galten als berühmte Bogenschützen und wurden in Griechenland häufig als Söldner angeworben. Herodot schildert beispielweise, wie die Skythen ihre Sklaven blendeten - und dann zur Milchverarbeitung einsetzten.

Der Dichter Pindar schreibt von einer Aristokratie der Skythen. Er nannte sie Pilophorioi, zu deutsch: Filzmützenträger.

Der Krieger aus dem Eis gehörte der Oberschicht vermutlich ebenso an - denn auch bei ihm fand man eine Filzmütze.

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