Archäologie - Chemnitz:Abora-Mission belegt möglichen Handelsweg in der Bronzezeit

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Chemnitz (dpa/sn) - Drei Meere, vier Wochen, viele Erkenntnisse: Experimentalarchäologe Dominique Görlitz aus Chemnitz hat trotz stark verkürzter Route seine Mission "Abora IV" als gelungen bewertet. Der 53-Jährige und seine Crew waren in rund einem Monat mit einem Schilfboot vom bulgarischen Warna am Schwarzen Meer über die griechischen Inseln Limnos, Santorini und Rhodos zum türkischen Mittelmeer-Ort Kas gesegelt. "Wir haben damit nachgewiesen, dass antike Völker Rohstoffe aus dem Schwarzmeergebiet geholt haben können", sagte Görlitz der Deutschen Presse-Agentur.

Das Schilfboot "Abora IV" wurde nach prähistorischem Vorbild gefertigt. Insgesamt legte die achtköpfige Stammbesatzung zwischen Mitte August und Mitte September gut 1500 Kilometer vom Schwarzen Meer über das Marmarameer zum Mittelmeer zurück und meisterte dabei auch die schwierige Passage durch die griechischen Ägäis-Inseln.

Dies sei ein Beleg dafür, wie effektiv die Segeltechnik ist, sagte Görlitz. "Ohne unsere Fähigkeit, 90 Grad zum Wind zu segeln, wären wir nie zu den Dardanellen gekommen", betonte er. Lediglich durch den Bosporus war die "Abora IV" nicht mit Windkraft gefahren, sondern von der türkischen Küstenwache geschleppt worden. Für das Durchsegeln habe es keine Genehmigung gegeben, sagte Görlitz.

Mit dem Versuch sollte nachgewiesen werden, dass es bereits in der Bronzezeit vor rund 4300 Jahren möglich war, zwischen den Mittelmeer-Anrainern und den Gebieten nördlich der Alpen Handel zu treiben. "Wissenschaftliches Ziel war immer, das Schwarze Meer mit der Insel Limnos zu verbinden, um die Bronze-Connection zu belegen", sagte der Experimental-Archäologe. Limnos galt in der Bronzezeit als bedeutender Ort für den Handel in der Ägäis.

Ursprünglich hatte die Expedition in der russischen Schwarzmeer-Stadt Sotschi starten sollen. Der Plan habe aufgrund bürokratischer Hindernisse verworfen werden müssen. Insbesondere Zollprobleme in Bolivien bei der Ausfuhr von Schiffsteilen hatten dazu geführt, dass Container für den Transport umgebucht und eine neue Infrastruktur aufgebaut werden mussten. Sieben Wochen Verspätung waren die Folge.

"Es war so kompliziert, dass es auf der Kippe stand und zu scheitern drohte", sagte Görlitz. Zwei Wannen voll mit Anträgen, Dokumenten und Schreiben für die Schiffsversicherung hätten sich angehäuft. Wie teuer die Expedition war, wollte der Wissenschaftler nicht verraten. "Wir hatten gerade so viel Geld, um das hinzubekommen." Die Expedition sei durch Sponsoren und Spenden finanziert worden.

Der Steinzeitsegler "Abora IV" wurde in Kas aus dem Wasser geborgen und ist künftig im Freiluftmuseum in Patara zu sehen. Seine Erkenntnisse will Görlitz unter anderem beim Kongress "Pioniere der Meere" am 23. November im Galileo-Park in Lennestadt (Nordrhein-Westfalen) vorstellen.

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