Süddeutsche Zeitung

Archäologie:Brennholz

Bei tropischen Wäldern denken viele an unberührte Natur. Tatsächlich hinterließen Menschen bereits vor vielen Jahrtausenden Spuren.

Von Hanno Charisius

Wer beim Anblick eines tropischen Waldes an unberührte Wildnis denkt, muss dieses Bild wohl ein wenig zurechtrücken. Archäologen haben Hinweise darauf gefunden, dass Menschen bereits vor mindestens 45 000 Jahren weite Teile dieser Landschaften verändert haben. So weit zurück reichen die Spuren von Brandrodungen und Abholzungen. Die frühesten Anzeichen von Landwirtschaft in tropischen Wäldern sind 10 000 Jahre alt und wurden in Neuguinea gefunden, darunter eine Bananenplantage aus der Jungsteinzeit. Die Menschen ergänzten, was sie jagen und sammeln konnten, zum Beispiel durch Hühner oder kultivierte Wildpflanzen, darunter Mangos oder Süßkartoffeln. Durch diese Praxis veränderte sich die Ökologie der tropischen Wälder massiv.

Von solchen tief greifenden Umbaumaßnahmen in der Natur berichtet ein Archäologenteam um Nicole Boivin, Direktorin am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena, in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature Plants. Die Wissenschaftler trugen erstmals Funde aus verschiedenen Erdteilen zusammen und geben in ihrem Aufsatz einen Überblick über die frühen landschaftsprägenden Eingriffe des Menschen in den Urwald, die zum Teil noch heute zu sehen sind.

Die ältesten Zeichen menschlicher Landnutzung in tropischen Wäldern finden sich in Südostasien, wo die ersten Frühmenschen vor etwa 45 000 Jahren ankamen. Sie brannten kleine Waldstücke nieder. Hinweise auf frühe Brandrodungen gibt es auch in Australien. Experten vermuten, dass die Menschen so mehr Waldsäume erschufen, an denen sich Pflanzen ansiedelten, die als Nahrung begehrt waren, und Tiere tummelten, die bejagt wurden.

Zunächst waren die Eingriffe des Menschen wohl noch kleinräumig. Erst mit der Entwicklung der Landwirtschaft wurden allmählich auch größere Waldabschnitte umgebaut. Zivilisationen und ihre Städte wuchsen - und verschwanden wieder unter dem Dschungel, wie heute Satellitenaufnahmen belegen.

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Quelle:
SZ vom 04.08.2017
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