Antidepressiva:Risiko für Schwangere

Antidepressiva können die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt erhöhen, warnen kanadische Wissenschaftler. Das Risiko steigt offenbar mit der täglich eingenommenen Dosis.

Katrin Blawat

Wer während der Schwangerschaft Medikamente gegen Depressionen nimmt, erhöht damit das Risiko einer Fehlgeburt. Diese schon vor längerem aufgestellte Theorie bestätigt nun abermals ein Team um die kanadische Epidemiologin Anick Bérard.

Schwangerschaft

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(Foto: i.Stock)

Die Forscher analysierten die Daten von 5124 Frauen, die während der ersten 20 Schwangerschaftswochen eine Fehlgeburt erlitten (Canadian Medical Association Journal, online). 5,5 Prozent dieser Frauen hatten während der Schwangerschaft mindestens einmal Antidepressiva verschrieben bekommen.

Die Kontrollgruppe bestand aus 51240 Schwangeren, die keine Fehlgeburt hatten. In dieser Gruppe hatten nur 2,7 Prozent der Frauen Antidepressiva genommen.

Die Gruppe um Bérard folgert, dass eine Therapie mit Antidepressiva das Risiko einer Fehlgeburt um bis zu 68 Prozent erhöhe. Besonders gefährdet seien Frauen, die Medikamente aus der Klasse der oft verschriebenen "selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer" (SSRI) nehmen oder Antidepressiva mehrerer Typen.

Das Risiko einer Fehlgeburt steige mit der täglich eingenommenen Dosis. Knapp vier Prozent aller Schwangeren nähmen während des ersten Drittels der Schwangerschaft mindestens einmal Antidepressiva, schreiben die Autoren.

Mehrere vorangegangene Studien hatten gezeigt, dass vor allem die SSRI-Mittel die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Fötus Missbildungen oder das Neugeborene schwere Krankheiten entwickelt. Die Angaben, wie sehr die verschiedenen Medikamente die Gesundheit beeinträchtigen, schwanken jedoch von Studie zu Studie.

Die aktuelle Untersuchung unterscheidet sich von bisherigen durch die große Zahl der Teilnehmer. Adrienne Einarson von der University of Toronto kritisiert in einem begleitenden Kommentar jedoch, dass sich aus Bérards Untersuchung keine verlässliche Aussage ableiten ließe, um wie viel Prozent Antidepressiva das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhten.

Dies liege an unvermeidlichen methodischen Mängeln der Studie. Einarson vermutet, dass die Rate niedriger sei als 68 Prozent.

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