Antibiotika-Resistenz:Neuer Superkeim aus Indien

Wissenschaftlern bereitet ein neues Bakterium Sorge, das gegen fast alle Antibiotika resistent ist. Sie warnen vor einem "weltweiten Gesundheitsproblem".

Britische Wissenschaftler warnen vor einem neuen Superbakterium, das gegen fast alle Arten von Antibiotika resistent ist. Der Keim sei offenbar durch Schönheitsoperationen in Indien eingeschleppt worden, berichtete das Fachmagazin Lancet in seiner Online-Ausgabe.

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"Medizintouristen" reisen gerne nach Indien, um sich dort einer Schönheitsoperation zu unterziehen. Sie könnten den "Superkeim" in anderen Ländern verbreitet haben.

(Foto: dpa)

Demnach handelt es sich um Enterobakterien, die ein Gen für ein besonderes Enzym besitzen, das nach Indiens Hauptstadt als New- Dehli-Metallo-Betalactamase (NDM-1) bezeichnet wird. Dieses Enzym führt dazu, dass in bisherigen Therapieversuchen alle herkömmlichen Antibiotika versagt haben. Zudem ist das Gen in den Bakterien auf besonders variablen Erbgutabschnitten, den Plasmiden, zu finden und verfügt damit über "alarmierendes Potenzial", sich leicht auf andere Bakterienpopulationen zu übertragen und dort weiter zu verbreiten.

In Indien sei der Superkeim bereits weit verbreitet, und inzwischen sei er auch vermehrt bei Patienten in Großbritannien und anderen Ländern festgestellt worden. Die Experten warnten vor einer weltweiten Ausbreitung. Bisher wurde der Erreger bei 37 Menschen identifiziert, die nach Operationen in Indien oder Pakistan nach Großbritannien zurückgekehrt waren, wie die Fachzeitschrift weiter berichtete.

Außerdem sei der Keim auch in Australien, Kanada, Schweden, den USA und den Niederlanden entdeckt worden. Nach Expertenangaben boome der Medizintourismus in Indien und Pakistan: Viele Amerikaner und Europäer würden sich dort relativ günstigen Schönheitsoperationen unterziehen.

"Das Potenzial von NDM-1, zu einem weltweiten Gesundheitsproblem zu werden, ist groß, und eine koordinierte internationale Überwachung ist erforderlich", schrieben die Autoren. Der kanadische Mikrobiologe Johann Pitout von der University of Calgary schrieb in einem begleitenden Kommentar: "Die Konsequenzen werden ernst sein, wenn Allgemeinärzte täglich Infektionen behandeln müssen, die durch diese multi-resistenten Bakterien ausgelöst wurden."

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