Süddeutsche Zeitung

Anthropologie:Hashtag aus der Steinzeit

In einer Höhle in Südafrika wurden 70 000 Jahre alte Striche auf Stein entdeckt. Das rautenförmige Bild ist eines der frühesten Kunstwerke der Menschheit.

Von Hubert Filser

Der Eingang zur Blombos-Höhle befindet sich heute rund 35 Meter über dem Meer, einst lag sie direkt am Indischen Ozean. Vor neun Jahren fanden Archäologen in dieser Höhle an der Südspitze Afrikas die ältesten Zeichnungen der Menschheitsgeschichte, abstrakte, rautenförmige Ritzungen auf einem Ockerstück, rund 77 000 Jahre alt.

Als die Forscher um den südafrikanischen Archäologen Christopher Henshilwood bald weitere Ockerstücke mit geometrischen Mustern darauf entdeckten, verdichteten sich die Hinweise, dass der Homo sapiens spätestens zu dieser Zeit zu zeichnen und zu malen begann und bewusst abstrakte Zeichen verwendete. Nun entdeckte Henshilwood, dessen Großvater das Gelände um die Höhle vor knapp 60 Jahren erworben hatte, um dort zu angeln, in der Fundschicht der Ockerbrocken ein Stück eines Silikatgesteins mit rötlichen Linien darauf, wie er im Fachmagazin Nature berichtet.

Offenbar hatten die Menschen in der Höhle nicht nur Striche in Ocker geritzt, sondern auch mit Ocker auf Steine gezeichnet. Mit bloßem Auge sind die feinen Linien nur schwer zu erkennen. Die Forscher mussten mit modernen Techniken belegen, dass die Zeichnung aus drei roten Linien besteht, die sich mit sechs weiteren Strichen kreuzen, und kein Zufallsprodukt ist.

Sie wurden tatsächlich aufgemalt - und ähneln den Mustern auf den Ockerstücken. "Dies zeigt, dass der frühe Homo sapiens im südlichen Kap mit verschiedenen Techniken ähnliche Zeichen auf verschiedenen Medien produzierte", sagt Henshilwood.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2018 / fils
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