Anthropologie:Der erste Rausch der Menschheit

Zehn Millionen Jahre - so lange spricht der Mensch schon dem Alkohol zu. Wissenschaftler haben nun herausgefunden, was der evolutionäre Auslöser dafür war.

Von Kim Björn Becker

Zehn Millionen Jahre ist es her, dass frühe Vorfahren des Menschen damit begannen, sich an Alkohol zu berauschen. Das geht aus einer genetischen Untersuchung eines Enzyms hervor, das es dem Menschen damals wie heute ermöglicht, Ethanol im Körper abzubauen: Alkoholdehydrogenase Typ 4, kurz ADH4.

Eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler hat nun historische Gen-Proben des Enzyms analysiert und festgestellt, dass es vor etwa zehn Millionen Jahren zu einer Veränderung von ADH4 gekommen ist. Vor dieser Mutation war das Enzym nur begrenzt in der Lage, Ethanolverbindungen im Körper zu verarbeiten - seitdem jedoch klappt die Umwandlung viel besser.

Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass vergorene Früchte die Hauptquelle von Ethanol für die frühen Vorfahren des Menschen waren - die Alkoholmenge, die dabei entstand, entspreche dem, was Ärzte als noch nicht gesundheitsschädliche Dosis empfehlen. Bei heutigen Primatenarten kommen verschiedene Varianten von ADH4 vor, folglich kippen manche Affen eher vom Baum als andere. Für Menschen, das lehrt die Erfahrung, gilt dasselbe.

Doch auch andere Tiere berauschen sich gern: Vor ein paar Jahren wurden in Wien ungewöhnlich viele tote Seidenschwänze gefunden. Die Vögel, fanden Tierärzte heraus, hatten überreife Trauben gegessen - und waren so sturzbetrunken, dass sie Hindernissen im Flug einfach nicht mehr ausweichen konnten.

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