Der Schlaf von Ameisenvögeln im Amazonas ist unruhiger geworden. Motten wollen ihre Tränen trinken. Forscher vermuten, dass sie die darin enthaltenen Salze und Proteine anziehen, Nährstoffe, den sie in anderen Nahrungsquellen nicht finden können. Eine Studie aus der Fachzeitschrift Ecology dokumentiert das Verhalten im brasilianischen Dschungel nun genauer. Bisher wurden einzelne Fälle in Madagaskar und Kolumbien beobachtet.
Dass sich Motten und Schmetterlinge über die Tränen von Krokodilen oder Schildkröten her machen, ist bekannt. Bei Vögeln aber konnte das Phänomen erst selten beobachtet werden
Der Biologe Leandro Moraes war am Oberlauf des Flusses Rio Solimões eigentlich auf der Suche nach Amphibien und Reptilien, als er eine ungewöhnliche Szene beobachtete. Ein Nachtfalter der Gattung Gorgone macarea saß auf dem Rücken eines Ameisenvogelweibchens und angelte mit seinem Rüssel so lange, bis er im Augenwinkel der Wirtin Halt fand. Abgesehen von einem Augenzwinkern wehrte sich das Tier nicht. Kurz darauf beobachtete Moraes das Phänomen an einem weiteren Vogel. "Beide Ameisenvögel schienen sich durch die Anwesenheit der Motte nicht gestört zu fühlen und hielten die ganze Zeit über still", schreibt der Biologe in seiner Forschungsarbeit.
Völlig harmlos ist die Aktion für Vögel aber nicht. Die Motten können beispielsweise Augenkrankheiten übertragen. Neben den aufdringlichen Nachtfaltern versuchen auch andere Insekten ihre Ernährung durch Tränen zu ergänzen. Zum Beispiel konnten Forscher bereits 2012 in Ecuador beobachten, wie Bienen die Augen von Wasserschildkröten anzapfen.