Amazonas:Dschungelretter ist der "Held des Waldes"

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Paulo Adario kämpft für den Erhalt des Urwalds in Brasilien - das bringt ihm Morddrohungen ein, manchmal trägt er eine kugelsichere Weste. Jetzt haben ihn die Vereinten Nationen in New York zu einem "Helden des Waldes" ernannt.

Peter Burghardt

Wenn Paulo Adario Besuchern den Zustand des größten Dschungels der Erde vorführen will, dann steigt er mit ihnen in ein Propellerflugzeug. Die Amazon Edge ist eine fliegende Version des Schiffes Rainbow Warrior, und sie hilft dem Amazonas-Beauftragten von Greenpeace dabei, den Überblick zu behalten.

Paulo Adario Ein Portrait von Paulo Adario, Kampagnen-Leiter von Greenpeace Brasilien. Foto: Rodrigo Baleia/Greenpeace oh (Foto: © Greenpeace / Rodrigo Baléia)

Die Reisen führen über dichtes Grün und blaubraune Flüsse. Wenn Viehweiden, Soja-Plantagen und Brandherde auftauchen, dann legt Adarios Pilot die Maschine in die Kurve. Ungeübten Passagieren wird es schwindlig - Profi Adario erklärt cool, dass der Kahlschlag das Weltklima verändere.

Jetzt haben ihn die Vereinten Nationen in New York zu einem "Helden des Waldes" ernannt. Die Auszeichnung, sagt der Brasilianer, sei auch "eine Anerkennung von Seiten der UN, dass die Wälder in sehr ernster Gefahr sind".

Der Preisträger war früher selbst Journalist, er kennt das Spiel mit den Medien. 1992 zog er aus Rio de Janeiro nach Manaus und übernahm für Greenpeace die Aufsicht über Amazonien. Adario, 62, leitet die Kampagnen der Umwelt-Organisation am großen Fluss.

Der PR-Mann und Abenteurer erlebt, wie sich Holzfäller, Straßenbauer, Viehwirte und Soja-Bauern in die Lunge der Menschheit fressen; ein Fünftel des gesamten Amazonas-Gebietes ist bereits gerodet oder abgebrannt.

Adario war dabei, als Umweltschützer erste Erfolge verzeichneten. 2005 wollte er dem Soja-König und damaligen Gouverneur Blairo Maggi während einer Fernsehshow die "Goldene Kettensäge" verleihen, weil niemand mehr Bäume fällen ließ als dieser. Maggi verschwand durch den Hinterausgang. Adario hatte einen Gegner mehr.

Wer sich mit der Mahagoni- und Körner-Mafia anlegt, lebt gefährlich. Mehrere Aktivisten wurden ermordet, vielerorts herrschen die Regeln des Wilden Westens.

Im Mai 2011 erschossen Auftragskiller im Bundesstaat Pará die Menschenrechtler Maria und José Claudio da Silva.

2005 hatten Kugeln die US-Ordensschwester Dorothy Stang getötet, 1988 den legendären Kautschuk-Zapfer Chico Mendes.

Adario bekam Morddrohungen, manchmal trägt er eine kugelsichere Weste. "In Amazonien sterben Menschen, es gibt viel Gewalt", sagt er. "Da wird jeden Tag ein Held geboren."

Eine Zeitlang ging die Abholzung zwar zurück - unter dem früheren Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und dessen vormaliger Umweltministerin Marina Silva. Zuletzt jedoch gab es wieder schlechte Nachrichten.

Auf Druck der Agrar-Lobby wurde ein umstrittenes Waldgesetz durchs Parlament gepeitscht. Es weicht Schutzbestimmungen auf und stellt Umweltfeinden Amnestie in Aussicht. Präsidentin Dilma Rousseff müsse sich entscheiden, was für ein Brasilien sie wolle, sagt Adario.

Brasilien wächst zur Wirtschaftsmacht, ist aber vor allem wegen der Brandrodungen auch fünftgrößter Produzent von Kohlendioxid. Beim Klimagipfel "Rio+20" im Juni wird das Verhältnis von Fortschritt und Natur wieder ein Thema sein. Auch Paulo Adario dürfte sich zu Wort melden.

Der Preis der UN werde seine Stimme stärken, glaubt er. "Aber um zu hören, müssen die Leute ihre Ohren aufsperren."

© SZ vom 13.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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