Süddeutsche Zeitung

Alles ganz natürlich:Kontroverse um die Erderwärmung

Lesezeit: 3 min

Der Mensch ist Schuld an dem aktuellen Klimawandel - so sagt es jedenfalls der Großteil der Wissenschaftler. Doch manche widersprechen.

Die stetige Erwärmung der Erde spaltet die Forschung. Die mehrheitliche Meinung spiegelt sich in einer Studie des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) wieder. Demnach ist vor allem der Mensch schuld an der Klimaerwärmung der letzten hundert Jahre.

Einige Forscher wie Henrik Svensmark und seine Kollegen vom Meteorologischen Institut Kopenhagen oder der deutsche Geologe Ulrich Berner glauben aber, dass es sich um einen überwiegend natürlichen Erwärmungsprozess handelt, der auf unterschiedliche Sonneneinstrahlung, kosmische Strahlung und Vulkanausbrüche zurückgeht.

Die Sonne strahlt nicht immer gleich

So ist die Erde nicht immer der gleichen Sonnenstrahlung ausgesetzt. Das liegt zum einen daran, dass die Rotationsgeschwindigkeit der Erde Schwankungen unterliegt. Zum anderen sendet die Sonne keine konstante Energiemenge zur Erde.

Wie warm es auf der Erde ist, hängt aber nicht direkt von der jeweiligen Sonnenaktivität ab. Forschungen des Meteorologischen Instituts Kopenhagen deuten vielmehr auf ein Zusammenspiel der Sonne mit den kosmischen Strahlungen.

Ladungen aus dem Kosmos

Kosmische Strahlung besteht aus sehr energiereichen elementaren Teilchen, die beispielsweise von Sternexplosionen stammen. Dieser Strahlung ist die Erde ständig ausgesetzt.

Ist die Sonne nun besonders aktiv - was sich in einer größeren Anzahl von Sonnenflecken zeigt - so ist auch ihr Magnetfeld stärker.

Ein starkes Magnetfeld hält aber mehr kosmische Strahlung vom Eindringen in die Atmosphäre ab.

Dies wiederum hemmt die Wolkenbildung, so dass mehr Sonnenlicht die Atmosphäre passieren kann und die Erde stärker erwärmt.

Das Zusammenspiel von Sonne, Wolken und Klima ist aber so komplex, dass die Forscher noch keine genauen Aussagen darüber machen können, in welchem Maße die Sonnenaktivität tatsächlich zur Klimaerwärmung beiträgt.

Vulkanausbrüche kühlen die Atmosphäre

In etwa 15 bis 30 Kilometern Höhe, im Bereich der so genannten Stratosphäre, befindet sich eine natürliche Schicht aus Aerosolen - winzige Teilchen aus Meersalz, Schwefelsäure oder Silikatstaub.

Durch einen Vulkanausbruch können jedoch auch vulkanische Aerosole wie Asche oder Schwefeldioxid in die Stratosphäre gelangen. Dadurch wird das Sonnenlicht stärker absorbiert, was eine Erwärmung der oberen Luftschichten und eine Abkühlung der unteren Atmosphäre zu Folge hat.

Die vulkanischen Aerosole bleiben jedoch nicht länger als etwa ein bis drei Jahre in der Stratosphäre. Vulkanausbrüche können das Klima also nur sehr kurzfristig beeinflussen.

Darüber hinaus spielt auch der Standort eine Rolle: Je näher ein Vulkan sich am Äquator befindet, desto stärker kann er das weltweite Klima beeinflussen, da sich die vulkanischen Aerosole dann sowohl über der Nord- als auch der Südhalbkugel ausbreiten.

Außerdem kommt es darauf an, welche Gase ausgestoßen werden. So wirkt sich beispielsweise Schwefel besonders negativ aus.

"El Nino" sorgt für Wirbel

"El Nino", spanisch für das Christkind, ist ein natürliches Phänomen, das jährlich um die Weihnachtszeit das Meer vor der Küste Südamerikas erwärmt.

Der Anstieg der Meerestemperatur nimmt dabei über Monate hinweg von Osten nach Westen langsam zu. Auf dem Höhepunkt des El Nino weichen die Temperaturen um bis zu fünf Grad von den Normalwerten ab.

Das führt zu geringen beziehungsweise gar keinen Fischerträgen im Pazifik. El Nino zieht aber auch eine ganze Reihe von globaler Katastrophen nach sich.

Diese werden oft zu Unrecht als Folgen des vom Menschen verursachten Treibhauseffekts angesehen. Dabei handelt es sich hier um natürliche Phänomene.

Andererseits werden - gerade in Folge des Treibhauseffekts - in Zukunft "El Nino"-ähnliche Situationen viel häufiger auftreten. Tatsächlich war das Phänomen in den letzten Jahrzehnten schon häufiger und stärker zu beobachten.

Die Ursache: Durch die Klimaveränderung werden sich die Ozeane in den nächsten hundert Jahren erwärmen - der Ostpazifik um etwa drei und der Westpazifik um ein Grad. Das zeigt eine Studie des Deutschen Klimarechenzentrums.

Zu den möglichen Folgen von "El Nino" zählen:

- Extrem hohe Niederschläge, Stürme und Überschwemmungen in den pazifischen Küstenzonen Süd-, Mittel- und Nordamerikas.

- Eine große Trockenheit mit nachfolgenden Dürren und Waldbränden auf der pazifischen Westeite von Australien bis Taiwan und im indischen Subkontinent. Betroffen sind auch das südliche Afrika, die Sahelzone und das nördliche Südamerika.

- Eine starke Zunahme der tropischen Wirbelstürme im Bereich der pazifischen Inseln , aber auch eine Abnahme der Hurrikantätigkeit im Nordatlantik.

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