Süddeutsche Zeitung

Aliens:Pentagon gab 22 Millionen Dollar für Ufo-Jagd aus

  • Das Pentagon ließ unter dem harmlos-bürokratisch klingenden Namen "Fortgeschrittenes Luftfahrt-Bedrohungs-Identifikations-Programm" seltsame Phänomene im amerikanischen Luftraum untersuchen.
  • Wie die New York Times berichtet, standen dafür in den Jahren 2008 bis 2011 fast 22 Millionen Dollar (etwa 18,5 Millionen Euro) zur Verfügung.
  • Doch Ufos oder Aliens konnten Forscher bislang nicht ausmachen.

Von Alexander Stirn

Das weiße, pillenförmige Objekt, immerhin knapp zehn Meter lang, scheint über dem Pazifik zu schweben. Dann gewinnt es plötzlich an Höhe und steigt zu zwei Kampfjets auf, die das Ding aus der Nähe begutachten wollen. Doch bevor sich die Piloten ein genaues Bild machen können, saust es wieder davon - mit einer Beschleunigung "wie ich sie zuvor noch nicht erlebt habe", gibt einer der Kampfpiloten später zu Protokoll. Ein Ufo? Eine optische Täuschung? Alkohol am Steuerknüppel?

Gelegentlich berichten Kampfpiloten von solchen, auf den ersten Blick unerklärlichen Phänomenen. Für das amerikanische Verteidigungsministerium war das vor gut zehn Jahren Grund genug, ein streng geheimes Ufo-Forschungsprojekt zu starten. Unter dem harmlos-bürokratisch klingenden Namen "Fortgeschrittenes Luftfahrt-Bedrohungs-Identifikations-Programm" ließ das Pentagon auf Initiative des demokratischen Senators Harry Reid seltsame Phänomene im amerikanischen Luftraum untersuchen. Wie die New York Times berichtet, standen dafür in den Jahren 2008 bis 2011 fast 22 Millionen Dollar (etwa 18,5 Millionen Euro) zur Verfügung.

Ein handfester Beweis ist all das nicht

Das Geld wurde unter anderem dafür ausgegeben, in umgebauten Lagerhäusern in Las Vegas Material zu sammeln, das im Verdacht stand, von Ufos zu stammen. Menschen, die angeblich direkten Kontakt mit derartigen Phänomenen hatten, wurden medizinisch und psychologisch untersucht. Zudem befragten die Ufo-Forscher Kampfpiloten, die verdächtige Beobachtungen gemeldet hatten.

Eines der seltsamen Ereignisse stammt demnach, so die New York Times, aus dem November 2004. Über mehrere Wochen hinweg hatte der Lenkwaffenkreuzer USS Princeton vor der Küste von San Diego verdächtigte Radarsignale aufgefangen, die aus Höhen von 25 Kilometern plötzlich zum Sturzflug ansetzten. Als zwei Kampfjets vom Typ F/A-18 nachschauten, seien sie auf ein wendiges, pillenförmiges Flugobjekt gestoßen, das im Dunst über dem Pazifik wieder verschwand. Die Piloten flogen routinemäßige Abfangmanöver, und wo immer sie hinkamen, war das Objekt - wie beim Märchen vom Hasen und vom Igel - ständig vor ihnen dort. Vier weiteren Kampfjets, die zur Unterstützung abkommandiert wurden, gelang es schließlich, schemenhafte Videoaufnahmen mitzubringen.

Ein handfester Beweis, dass Aliens uns regelmäßig Besuche abstatten - und dass die US-Regierung davon weiß - ist all das nicht. Ufos, unidentifizierte Flugobjekte, sind zunächst einmal genau das: nicht näher bekannte Phänomene am Himmel. Es kann sich um die Sonne, den Mond und deren Reflexionen handeln, die aus der Kanzel eines dahin donnernden Kampfjets als Flugobjekte wahrgenommen werden. Es können Wetterballons oder ähnliche zivile Geräte sein. Es kann sich um Tests neuartiger Militärtechnologie handeln, entweder von Feinden oder aus den eigenen Reihen - allerdings so geheim, dass einfache Kampfpiloten und Flugraumüberwacher nichts davon wissen.

Selbst passionierte Alienjäger sind daher - mit Blick auf das nun enthüllte Programm - skeptisch: "Belegt eine geheime Ufo-Untersuchung der Regierung, dass wir besucht werden? Nö", twittert der Astronom Seth Shostak, einer der Köpfe hinter dem Seti-Projekt, das sich der Suche nach außerirdischer Intelligenz verschrieben hat. "Wären die Beweise aus der Untersuchung wirklich überzeugend gewesen, dann wäre das Programm ausgeweitet worden - und nicht gestutzt oder gar eingestellt", so Shostak. Mit Beweisen oder konkreten Indizien kann Luis Elizondo, der langjährige Leiter der geheimen Ufo-Forschung, zudem nicht aufwarten, nachdem er nun - offenbar aus Ärger über das Ende seines Programms - an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Auch das Forschungsprogramm selbst entstand womöglich nicht nur aus Interesse an Ufos, Aliens und geheimnisvoller Technologie - sondern aus deutlich irdischeren Beweggründen: Ein Großteil der 22 Millionen Dollar floss nach Recherchen der New York Times an das Unternehmen des amerikanischen Hotelmagnaten Robert Bigelow. Er ist bekennender Ufo-Gläubiger und mit Senator Reid, dem Initiator des Ufo-Projekts, seit langer Zeit eng befreundet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3800191
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.12.2017/fehu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.