Ägyptologie:Galerie der Sarkophage

Das Ägyptische Museum in Turin wurde drei Jahre lang umgebaut und ist jetzt fast doppelt so groß, wie es früher war.

Von Henning Klüver

Fast 200 Jahre alt ist das Ägyptische Museum von Turin. Doch nach einem dreijährigen Umbau wirkt es wie neu. Während der Bauarbeiten konnte nur jeweils ein kleiner Teil der Sammlung, die zu den bedeutendsten der Welt gehört, gezeigt werden. Jetzt ist die Ausstellungsfläche mit 10 000 Quadratmetern fast doppelt so groß wie zuvor. Zu sehen sind mehr als 6000 Fundstücke des Zeitraums von 4000 vor Christus bis zur Islamisierung Ägyptens um 700 nach Christus.

Zu den Höhepunkten des chronologisch geordneten Rundgangs gehören Wandbilder aus dem Grab von Iti (um 2100 vor Christus), Funde aus dem Grab von Kha, die sogenannte Kapelle von Maia (jeweils um 1400 vor Christus), die Galerie der Sarkophage aus mehreren Epochen sowie die große Sammlung der Papyri, darunter der "Königspapyrus" aus dem 13. Jahrhundert vor Christus: eine Liste der altägyptischen Pharaonen vor Ramses II. in hieratischer Schrift.

Das Museum wurde 1824 vom piemontesischen König Carlo Felice gegründet und ist damit eines der ältesten seiner Art. Der Monarch hatte dafür Teile einer bedeutenden Privatsammlung (etwa 100 Statuen, 170 Papyri und außerdem Stelen, Sarkophage, Mumien, Bronzearbeiten, Amulette und Alltagsgegenstände) erworben. Eine für damalige Zeiten außerordentliche Sammlung, die Anfang des 20. Jahrhunderts auch durch eigene Grabungen erweitert werden konnte. Als staatliche Einrichtung blieb das "Museo Egizio" jedoch lange Zeit ein Ziel für Liebhaber und Kenner. Aus Anlass der olympischen Winterspiele 2006 entstand ein effektvoll von einem Bühnenbildner gestalteter "Saal der Könige" für die beeindruckende Sammlung teilweise überlebensgroßer Statuen. Die Zahl der Besucher wuchs schnell auf mehr als 500 000 im Jahr, was schließlich den Umbau und die Erweiterung der Räumlichkeiten in einem barocken Palazzo der Turiner Innenstadt notwendig machte. Die Kosten von 50 Millionen Euro teilten sich die öffentliche Hand und eine Bank. Ziel der Museumstiftung sind jetzt jährlich 800 000 Besucher.

Neu ist auch der Direktor Christian Greco, der seit einem Jahr im Amt ist und zuletzt die ägyptische Abteilung des Völkerkundemuseums im niederländischen Leiden geleitet hat. Der 39-jährige Ägyptologe hat dem Turiner Museum eine wissenschaftlichere Ausrichtung verordnet. Er will weg von einer eher antiquarisch auf kunstvolle Sammlungsobjekte ausgerichteten Ausstellung und stattdessen die archäologischen Grundlagen betonen. So wird jetzt auch die jeweilige Grabungsgeschichte der Exponate mit Fotos, Videos und Schrifttafeln dokumentiert. Die Saalinschriften sind dreisprachig auf Italienisch, Englisch - und Arabisch, um die Bedeutung und die Verbundenheit mit dem Ursprungsland zu betonen.

Seit der Unesco-Konvention von 1970 über den Handel mit Kulturgütern dürfen keine bedeutenden Grabfunde mehr aus dem Herkunftsland ausgeführt werden. Greco, der deshalb seine Bestände nicht mehr erweitern kann, setzt dafür auf wissenschaftlichen Austausch. Er möchte das Museum auch zu einem Forschungsinstitut machen. Exponate von einem gemeinsamen Fundort, die aber zwischen Turin und Kairo, London oder New York weltweit verstreut sind, will er virtuell zusammenfügen. Als ersten Schritt für ein "großes ideales ägyptisches Museum", wie er sagt. Die Wiedereröffnung nach dem Umbau gilt ihm nicht als Abschluss, sondern als Neuanfang (www.museoegizio.it).

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