Ägypten:Streit um KV63

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Im Tal der Könige wurde eine Kammer entdeckt, wenige Meter neben der Gruft von Pharao Tutanchamun. Die Öffnung des mit antiken Särgen belegten Raumes steht bevor - und die Forscher zoffen sich.

Eine kleine Grabstätte mit dem Arbeitsnamen KV63, die im Februar von einem US-Forscherteam der Universität Memphis entdeckt wurde, könnte nach Einschätzung der Archäologen königliche Gebeine bergen.

Einer der Särge in der entdeckten Kammer (Foto: Foto: Reuters)

Es handele sich um eine "einmalige" Entdeckung im Tal der Könige, wo zuletzt 1922 das Grab des im Alter von etwa 18 Jahren verstorbenen Tutanchamun freigelegt worden war, versichert die Direktorin des Archäologie-Institutes der Universität Memphis, Lorelei Corcoran.

Die Stätte mit sieben hölzernen Särgen und Tausenden von Krügen liegt nur sieben Meter von Tutanchamuns Grab entfernt in vier Metern Tiefe. Sie war zunächst als Lager für Gegenstände zur Mumifizierung angesehen worden.

Mittlerweile spekulieren Ägyptologen, es könne sich um die letzte Ruhestätte von Tutanchamuns Mutter oder seiner Witwe handeln. "Wir sind begeistert, aber wir dürfen uns nicht zu weit vorwagen", sagt Corcoran.

Grab von Tutanchamuns Witwe?

Das ist leichter gesagt als getan. Drei der entdeckten Sarkophage sind vergoldet, was umgehend Spekulationen ausgelöst hat. Der Chef der Behörde für Altertümer in Luxor, Mansur Boraik, geht "zu 70 Prozent" davon aus, dass eine königliche Mumie in der Grabstätte freigelegt wird. Der Chef der US-Ausgrabungstruppe, Otto Schaden, meint, es könne sich um die Mumie von Anchesenamun, die Witwe Tutanchamuns, handeln.

Doch Sahi Hawass, Leiter der gesamt-ägyptischen Altertümerverwaltung, hält diese These für abwegig: "Tutanchamuns Witwe hat nach dessen Tod einen hohen Würdenträger geheiratet, sie hatte genügend Zeit, sich ein würdigeres Grab zu organisieren." Hawass glaubt eher, dass Tutanchamuns Mutter in KV63 begraben liegt.

Die Uneinigkeit zwischen Ägyptern und Amerikanern ist nur eine Facette bei der Suche nach dem Geheimnis des Grabes. Altertums-Direktor Hawass ließ es sich nicht nehmen, in der Wochenzeitung El Ahram Weekly auf Zwistigkeiten innerhalb der US-Forscher hinzuweisen. Es gebe einen "Kampf" zwischen Schaden und seiner Chefin Corcoran; dabei gehe es nicht nur um die Ausgrabung, sondern auch darum, wer von den beiden die Kontakte zur Presse übernehmen solle. Angeblich schicken die beiden einander pausenlos böse Briefe.

"Nur nicht dramatisieren", winkt Lorelei Corcoran ab, "entscheidend ist doch, was wir im Grab entdecken, und ich habe da bis jetzt, ehrlich gesagt, keine Ahnung." Die Genehmigung für die Arbeiten an der Ausgrabungsstätte wurde erstmal bis Ende Juni verlängert.

Doch hier endet der Streit nicht. Der britische Archäologe Nicolas Reeves, einer der bedeutendsten Experten für das Tal der Könige, verkündet mittlerweile, eigentlich habe er KV63 entdeckt. Reeves leitete bis 2002 ein riesiges Projekt namens ARTP (Amarna Royal Tomb Project) im Bereich des jetzt entdeckten Grabes. Er musste 2002 seine Arbeit abbrechen, weil er - völlig zu Unrecht - verdächtigt wurde, wertvolle Funde illegal verkauft zu haben. "Wir hatten eine groß angelegte Strategie - traurig, dass wir sie nicht zu Ende führen durften", schreibt Reeves auf seiner Internetseite.

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