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Abfall - Aschersleben:Vom Pfandbecher bis unverpackt: Sachsen-Anhalt gegen Müll

Gardelegen/Magdeburg/Halle (dpa/sa) - Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz wächst auch in Sachsen-Anhalt. Es gibt eine Reihe von Ideen und Initiativen. Eine Auswahl zeigt, dass sich ganz unterschiedliche Menschen beteiligen.

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Gardelegen/Magdeburg/Halle (dpa/sa) - Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz wächst auch in Sachsen-Anhalt. Es gibt eine Reihe von Ideen und Initiativen. Eine Auswahl zeigt, dass sich ganz unterschiedliche Menschen beteiligen.

DER KAFFEE ZUM MITNEHMEN: Mit Werbung in Straßenbahnen und kostenlosen Exemplaren zum Umwelttag versucht Halle den Mehrwegbecher attraktiver zu machen. In 25 Geschäften kann man den eigenen Becher befüllen lassen, teilte Sprecher Drago Bock mit. Die Stadt Magdeburg hingegen konnte ihre Gewerbetreibenden bislang nicht von der Idee eines eigenen Pfandsystems überzeugen, hieß es aus dem Rathaus. Etwas weiter nördlich versucht Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig (SPD), Cafés für Pfandbecher zu begeistern. "Für mich ist jeder Einwegbecher einer zu viel", sagte Zepig. Ein Bäcker will nun den Pfandbecher eines Anbieters an seinen zwei Standorten ausprobieren. Kunden können die Becher in allen teilnehmenden Läden deutschlandweit wieder abgeben.

MÜLLTRÄCHTIGE FESTIVALS: Pfandbecher sind bereits Standard auf Festivals wie in Ferropolis. Trotzdem fallen größere Mengen Müll an. "Wir setzen uns im Vorfeld mit den Veranstaltern zusammen. Sie haben jeweils individuelle Lösungen", sagte Sprecherin Janine Scharf von der Baggerstadt. Als Beispiel nannte sie kleine Belohnungen für Besucher, die ihren eigenen Müll sammeln. Überflüssige Lebensmittel werden zudem an die Tafel gespendet. Populäre Veranstaltungen in der Baggerstadt sind die Festivals Full Force, Splash und Melt.

EINZELHANDEL: Ob unverpackte Gurken oder weniger Plastiktüten: Bei diesen Trends im Einzelhandel unterscheide sich Sachsen-Anhalt nicht vom Rest Deutschlands, teilte der Geschäftsführer des Handelsverbands Sachsen-Anhalt, Knut Bernsen, mit. "Es ist ein Prozess, der noch läuft." In den meisten Filialen werde umgesetzt, was die großen Ketten bundesweit festlegten. Zunehmend würden Mehrwegfrischebeutel für Obst und Gemüse angeboten. Doch das Mitbringen eigener Boxen für Wurst oder Käse sei nicht ganz unproblematisch. "Die Kunden haben einen Anspruch auf Hygiene", erklärte Bernsen.

ES GEHT AUCH MIT NOCH WENIGER: Einen anderen Weg gehen bereits sogenannte Unverpackt-Läden. Sie bieten ihre Ware meist lose an, die ihre Kunden in mitgebrachten Boxen und Beuteln mitnehmen. Seit zwei Jahren gibt es zwei solcher Geschäfte in Magdeburg. Im Sommer soll ein Unverpackt-Laden in Halle eröffnen. "Es ist uns ein persönliches Bedürfnis, die Menschen für ihr Konsum- und Wegwerfverhalten zu sensibilisieren", erklärte Hannes Schulz, einer der beiden frischgebackenen Inhaber. Als Kunden hätten sie sich für den anfallenden Verpackungsmüll nach jedem Wochenendeinkauf geschämt. Aus diesem Grund wechselten sie auf die Händlerseite und sammelten per Crowdfunding rund 40 000 Euro für die Ladengründung.

SPORT UND MÜLL: Neben den vielen Frühjahrsputz-Aktionen in Sachsen-Anhalt wird Müll nun auch beim Joggen aufgesammelt. Zum sogenannten Plogging riefen in April und Mai unter anderem die Uni Magdeburg, der Freiwilligentag in Halle, SPD-Politiker Karamba Diaby und Grünen-Politikerin Steffi Lemke auf. In Magdeburg musste Lemke mit ihren Begleitern auf ihrer Strecke mehrfach halten, um den Abfall am Wegesrand aufzusammeln. "Es ist viel Müll, der auf verschiedenen Wegen in die Umwelt gelangt", sagte Lemke. Mit der Aktion wolle sie für das Thema sensibilisieren. Unterwegs traf sie auf ein Dutzend Kinder, die prompt dabei halfen, einen Spielplatz zu säubern.

AUCH KINDER MACHEN MIT: Dank einer Aktion von Lotto-Toto Sachsen-Anhalt sind in drei Schulen in Sachsen-Anhalt gekaufte Wasserflaschen mittlerweile überflüssig. In Bernburg, Magdeburg und Aschersleben haben die Einrichtungen mit Fördergeldern Trinkbrunnen angeschafft. "In diese drei Projekte flossen insgesamt knapp 10 000 Euro von uns", teilte Sprecherin Astrid Wessler mit. An den Spendern können Schüler immer wieder ihre Flaschen auffüllen. Positiver Nebeneffekt: Das Wasser aus dem Brunnen ist günstiger und erspart den Schülern das Schleppen. Schulen können sich für das Programm noch bewerben.

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