UN-Bericht zum Artensterben:Dramatischer Verlust der Vielfalt

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Die Weltgemeinschaft versagt beim Artenschutz: Nicht nur die Zahl der Tier- und Pflanzenarten nimmt weiter ab - mit ihnen verschwinden auch wichtige Ökosysteme.

T. Baier

Die Weltgemeinschaft hat versagt. Der Verlust der biologischen Vielfalt konnte in den vergangenen acht Jahren nicht aufgehalten werden. Dieses Ziel hatten sich die Teilnehmer des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung 2002 in Johannesburg gesteckt.

Diese Woche haben Wilderer eines der letzten Java-Nashörner in Vietnam getötet. Die seltenen Tiere gibt es heute nur noch in Vietnam und Indonesien. (Foto: Foto: dpa)

Nach einem Bericht der Vereinten Nationen, den der Exekutivsekretär des UN-Übereinkommens über biologische Vielfalt, Ahmed Djoghlaf, am Montag in Nairobi vorstellte, nimmt nicht nur die Zahl der Tier- und Pflanzenarten dramatisch ab; mit den Lebewesen gehen auch wichtige Erbinformationen unwiederbringlich verloren und Ökosysteme verschwinden.

Am rasantesten verschlechtert sich dem Bericht zufolge der Zustand der Korallenriffe, denen unter anderem höhere Wassertemperaturen und die Versauerung der Meere aufgrund des Klimawandels zu schaffen machen.

Von allen Tieren seien die Amphibien am stärksten bedroht. Zudem stünde ein Viertel aller Pflanzenarten vor dem Aussterben. Die Zahl der Wirbeltiere sei im Zeitraum von 1970 bis 2006 im Schnitt um fast ein Drittel zurückgegangen. Besonders betroffen sind tropische Arten und Spezies, die im Süßwasser leben.

Ausbeutung durch den Menschen

Es gibt fünf Hauptgründe für den Verlust der biologischen Vielfalt: Klimawandel, Ausbeutung durch den Menschen, Umweltverschmutzung, Ausbreitung invasiver Arten, die andere Spezies verdrängen und die Veränderung von Lebensräumen, etwa durch Abholzung von Regenwald oder durch die Landwirtschaft.

Der Druck dieser Faktoren auf die Artenvielfalt hat sich in den vergangenen Jahren nicht verringert, sondern noch erhöht.

Nur auf regionaler Ebene und bei wenigen Arten gebe es kleine Erfolge. So werde in einigen tropischen Ländern der Regenwald etwas langsamer abgeholzt als 2002.

Mindestens 31 Vogelarten konnten durch Schutzmaßnahmen vor dem Aussterben gerettet werden. Dies zeige, dass es durchaus möglich sei, den Schwund zumindest zu verlangsamen. Doch nach wie vor werde die Bedeutung der biologischen Vielfalt für den Menschen unterschätzt, schreiben die Verfasser des Berichts.

Die Folgen bekämen als erste die Armen zu spüren, etwa wenn es aufgrund von Überfischung nicht mehr genug zu essen gibt. Doch wenn die Menschheit so weitermacht wie bisher, wird es irgendwann alle treffen.

© SZ vom 11.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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