Schutz des Regenwalds:Was steckt drin im Gartenstuhl?

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Die EU verbietet den Handel mit illegal geschlagenem Tropenholz. Ein Bericht zeigt, dass die Regelung noch längst nicht überall greift. Immerhin: Händler lassen ihre Ware häufiger überprüfen.

Es war nur ein Gartentisch, Eukalyptusholz, nichts Besonderes. Aber sicherheitshalber ließ ein Importeur das Stück beim Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Land und Wald, überprüfen. Das Ergebnis: Die 52 Bauteile bestanden aus 20 verschiedenen Tropenholz-Arten. Von wegen Eukalyptus.

Seit März 2013 gilt in der EU eine Verordnung, die Holzhändler verpflichtet, bei importierter Ware genauer hinzuschauen und zu überprüfen, dass das Holz korrekt deklariert ist. So soll der Handel mit illegal geschlagenem Tropenholz in der EU eingedämmt werden - illegale Rodung der Regenwälder bleibt ein massives Problem und trägt weltweit gut ein Sechstel zu den Treibhausgas-Emissionen bei. Ein kürzlich veröffentlichter EU-Bericht zeigt allerdings, dass die Regelung noch längst nicht überall greift.

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Strafen von 50 Euro, keine Kontrollen in Italien und Spanien: Wer illegal geschlagenes Tropenholz nach Europa importiert, hat kaum Konsequenzen zu befürchten.

Von Marlene Weiß

Zudem werden etwa in Deutschland bei Verstößen so gut wie keine Strafen verhängt. Allerdings schicken immer mehr Importeure Holzproben zur Analyse an das Thünen-Institut. "Die Zahl der Prüfanfragen ist bei uns in den letzten Jahren stark gestiegen", sagt Dr. Gerald Koch, Experte für Holzartbestimmung. Nach 350 Einsendungen im Jahr 2013 waren es 2014 bereits 470 und 2015 sogar 600, wie das Institut nun in einer Bilanz mitgeteilt hat.

Falsche Hölzer aus China

Die meisten Proben kamen von Holzhändlern, gefolgt von Behörden, Verbänden und Privatpersonen. Für die Kontrollen ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zuständig (BLE), auch sie lässt Holz am Thünen-Institut analysieren. Unter diesen Proben ist nach Angaben des Instituts Massivholz meist richtig deklariert. In Sperrholz aus Asien dagegen finden sich regelmäßig andere als die offiziell angegebenen Holzarten, auch seltene Tropenhölzer. Bei Holz aus chinesischer Produktion wiederum sind häufig falsche Herkunftsländer angegeben.

Auch Fertigprodukte wie Möbel und Möbelbauteile sind laut Thünen-Institut oft problematisch, insbesondere Gartenmöbel, die nach Institutsangaben oft aus Südostasien stammen und meist angeblich Eukalyptusholz enthalten, tatsächlich jedoch auch ganz andere Hölzer. Die zugehörigen Stühle werden von der EU-Regelung übrigens nicht erfasst.

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