Ökonomie:Handlungsfähig

Die landwirtschaftliche Produktion wird durch Klimaprobleme ab 2030 merklich teurer. Schwierig wird das vor allem für arme Länder. Freier Handel könnte die höheren Kosten zumindest teilweise kompensieren.

Von Marlene Weiß

Freier Handel könnte womöglich einen Teil der ökonomischen Verluste ausgleichen, welche der Klimawandel mit sich bringt. Forscher um Miodrag Stevanović vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) haben die Auswirkungen von 19 Klimaszenarien auf die Landwirtschaft modelliert (Science Advances). Die Autoren rechnen damit, dass die landwirtschaftliche Produktion durch Klimaprobleme wie Dürren oder Stürme etwa ab 2030 merklich teurer wird, was jedoch auch die Preise steigen lassen sollte. Insgesamt zeigen die Modelle einen kleinen Gewinn für Produzenten und große Verluste für Konsumenten, die viel mehr für ihr Essen bezahlen müssen. Bis 2095 errechnen die Autoren einen Verlust von 0,8 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, falls der Freihandel auf das Niveau des Jahres 1995 zurückgefahren wird. Sollte das Handelsregime jedoch komplett liberalisiert werden, wären es nur 0,3 Prozent, weil die Produktion teils in kühlere Gegenden verlagert werden könnte. "Sowohl die globale Erwärmung als auch der freie Handel begünstigen nördliche Regionen wie Europa oder die USA", räumt Co-Autor Alexander Popp ein. Schließlich steigen vor allem die Gewinne der dortigen Bauern an. Aber auch Afrika oder Indien könnten durch liberalen Handel ihre Klimaschäden theoretisch halbieren. Um zu verhindern, dass sich die Kluft zu den reichen Ländern weiter vergrößert, empfehlen die Autoren parallel zur Liberalisierung Armutsbekämpfung.

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