Musik:Das Schweigen der Saiten

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Musik lässt manche einfach kalt

(Foto: AFP)

Musik, die Sprache der Seele? Stimmt nicht ganz, sagen Forscher: Manche Menschen empfinden von Natur aus keine Freude an Melodien.

Von Sebastian Herrmann

Es gibt Menschen, die können Musik nichts abgewinnen. Gar nichts. Egal, wer da singt oder was da musiziert wird. Die Betroffenen nehmen Töne, Harmonien oder Lieder ganz normal wahr - es ist also nicht so, dass sich Musik in ihren Ohren nach reinem Krach anhört.

Nein, Musik lässt diese Menschen schlicht und einfach kalt, sie berührt sie nicht, sie löst bei ihnen keinerlei Emotionen aus. Das berichten Neurowissenschaftler um Josep Marco-Pallarés von der Universität Barcelona in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes Current Biology (Bd. 24, S. 10943, 2014).

Wie eine fremde Sprache

Die Forscher sprechen von einer spezifischen - sich auf Musik beziehenden - Form der Anhedonie. So wird das Unvermögen genannt, Lust und Freude zu empfinden. Das Team um Marco-Pallarés testete zunächst, wie die 30 Probanden generell auf Belohnungen reagierten. Diese erledigten dazu Aufgaben, bei denen sie Geld gewinnen oder verlieren konnten. Die Wissenschaftler quantifizierten die emotionalen Reaktionen auf diese finanziellen Belohnungen und Bestrafungen. Dabei zeigten alle Probanden starke emotionale Reaktionen.

Anders sah es schließlich aus, als die Teilnehmer der Studie ihre Reaktionen auf Musik einordnen sollten. Ein Drittel reagierte mit starken positiven Empfindungen auf Musik. Das gaben sie selbst zu Protokoll, und das zeigten auch Messungen entsprechender physiologischer Parameter. Bei einem weiteren Drittel fielen die Reaktionen etwas milder aus. Und die dritte Gruppe erlebte keinerlei Freude, wenn sie sich Musik anhörte - für sie scheint die angeblich universelle Sprache der Musik fremd zu sein.

Hier können Sie selbst online an der Umfrage der Forscher teilnehmen: http://www.brainvitge.org/bmrq.php

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