Gentech-Baumwolle:Mehr Ernte, höherer Gewinn

Auf 90 Prozent aller Baumwollfelder in Indien wachsen inzwischen gentechnisch veränderte Pflanzen. Nun berichten Wissenschaftler, dass die Bauern davon profitieren. Damit lassen sich die Sorgen der Umweltschützer allerdings nicht vollständig ausräumen.

Katrin Blawat

Mehr Ernte, ein höherer Gewinn für die Bauern und ein gestiegener Lebensstandard ihrer Familie - das sind die Folgen, wenn indische Bauern gentechnisch veränderte Baumwolle pflanzen. So zumindest lautet das Ergebnis einer Studie von Jonas Kathage und Matin Qaim vom Department für Agrarökonomie der Universität Göttingen (PNAS, online).

Baumwolle in Indien

Indische Baumwolle wird überwiegend aus gentechnisch veränderten Pflanzen gewonnen. Zum Vorteil der Bauern, sagen Forscher.

(Foto: dpa)

Gentech-Baumwolle enthält Gene des Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt). Sie machen die Pflanzen resistent gegen ihren häufigsten Schädling, den Baumwollkapselbohrer. Vor zehn Jahren kam in Indien die erste gentechnisch veränderte Baumwolle auf den Markt - und setzte sich durch. 2011 pflanzten sieben Millionen Bauern die Gentech-Gewächse auf rund 90 Prozent der gesamten indischen Anbaufläche für Baumwolle.

Diese Zahlen versetzen manche Forscher und Umweltschützer in Sorge. Sie machen Bt-Baumwolle für wirtschaftliche Nöte der Bauern verantwortlich, zum Teil sogar für deren hohe Suizid-Rate. Dieser Zusammenhang wurde jedoch nie nachgewiesen und inzwischen von mehreren Forschern widerlegt.

Auch die übrigen Bedenken sind unbegründet, folgt man Kathage und Qaim. Zwischen 2002 und 2008 befragten sie 533 Kleinbauern in Zentral- und Südindien insgesamt viermal. In den ersten beiden Jahren hatten knapp 40 Prozent der Befragten auf Bt-Baumwolle umgestellt, in den letzten beiden Jahren 87 Prozent.

Wer die gentechnisch veränderten Pflanzen anbaute, verlor weniger Ernte an Schädlinge und konnte so im Mittel 126 Kilo mehr Baumwolle pro Acre (entspricht 0,4 Hektar) ernten. Das entspreche einer Ertragssteigerung um knapp ein Viertel im Vergleich zur konventionellen Baumwolle, schreiben die Autoren. Dass die Ergebnisse durch Verzerrungen zustande kamen - etwa, weil vor allem erfolgreiche Bauern zu Bt-Pflanzen wechselten - schließen sie so gut wie aus.

Da die Bt-Landwirte weniger Pestizide spritzen mussten, steigerte sich ihr jährlicher Gewinn um bis zu 213 Dollar. Dies lag unter anderem daran, dass die zunehmende Konkurrenz unter den Saatgut-Herstellern die Preise sinken ließ.

Auch der Lebensstandard der untersuchten Familien stieg. Als Maß dafür nutzten die Forscher die Ausgaben des jeweiligen Haushalts. Diese steigerten sich in den letzten beiden Studienjahren mit jedem Acre Bt-Baumwolle um 57 Dollar pro Jahr. "Unsere Ergebnisse widerlegen klar die Behauptung, die Bt-Technologie schade Kleinbauern wirtschaftlich", schlussfolgern Kathage und Qaim.

"Eine solide Arbeit"

Aus methodischer Sicht lässt sich dagegen wenig sagen. "Es ist eine solide Arbeit", kommentiert Harro Maat aus der Arbeitsgruppe für technologische und landwirtschaftliche Entwicklung der Uni Wageningen. "Vor allem, weil die Daten mehrere Jahre abdecken."

Doch die positive Bilanz der Forscher wird auch Kritiker finden. Diese befürchten auf lange Sicht Resistenzen beim Baumwollkapselwurm, oder dass neue Schädlinge die Felder heimsuchen.

So werden Wanzen zunehmend zum Problem, und manche Baumwollkapselbohrer sind gegen die erste Variante der Bt-Pflanzen resistent. Später entwickelte Varianten sind - noch - wirksam.

In der Vielfalt an Bt-Baumwolle stecken auch Risiken, warnt der Experte Maat. Oft falle es den Bauern schwer, die Unterschiede zwischen verschiedenem Saatgut zu erkennen. Daher wechseln sie womöglich immer wieder das Produkt - auch unbewusst. Das aber erschwert aussagekräftige Langzeit-Beobachtungen.

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