Fischratgeber 2014 von Greenpeace:Grün für Karpfen, Rot für Aal

Vor dem Fischregal im Supermarkt sind viele verunsichert: Welcher Fisch darf auf den Teller, welche Arten sind bedroht? Orientierung liefern ein neuer Ratgeber und ein Video.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat ihren "Fischratgeber 2014" veröffentlicht, in dem sie Verbraucher darüber informiert, auf welche Speisefische verzichtet werden sollte, da den Bestände gefährdet sind. Ganz oben auf ihrer Liste stehen demnach - wie bereits im Vorjahr - die Makrele, der Aal und der Rotbarsch. Karpfen dagegen könnten unbedenklich genossen werden.

"Viele Bestände sind überfischt und zahlreiche Fangmethoden verursachen massive Umweltschäden", sagte Iris Menn, Meeres-Expertin von Greenpeace. "Wer sich jedoch genau informiert, findet noch eine Auswahl, die auf den Teller darf." Einzelne ökologisch nachhaltige Fischereien gibt es zum Beispiel noch bei Hering, Thunfisch oder Kabeljau. So könne nicht gesagt werden: Kabeljau ja oder nein. Vielmehr müsse darauf geachtet werden, woher die Fische stammen.

Fischereiindustrie kritisiert Bericht

Zum ersten Mal wurden in den Ratgeber der Amerikanische und Europäische Hummer aufgenommen. Allerdings ist er laut Greenpeace bis auf wenige Ausnahmen nicht empfehlenswert.

Die Organisation bewertet in ihrem Ratgeber rund 110 gängige Speisefisch-Arten - aufgeteilt in etwa 550 Wildfischbestände und 112 Herkunftsländer von Aquakulturen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien nachhaltige Fischereien bei Kabeljau, Seelachs, Seeteufel, Schwarzem Heilbutt und Zander hinzugekommen.

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Fischindustrie und des Fischgroßhandels, Matthias Keller, kritisierte die Urteile im Greenpeace-Ratgeber umgehend als "zu pauschal". Die Umweltorganisation müsse anscheinend übertreiben, um gehört zu werden, meinte er. Aktuelle Daten und Fakten seien zu wenig berücksichtigt worden. Greenpeace-Expertin Menn wehrte sich gegen die Vorwürfe: "Das ist eine falsche Unterstellung."

Viele Arten überfischt

Der Ratgeber steht online als PDF zur Verfügung, aber auch als kleines Faltblatt, das in jede Geldbörse passt. Zwei Farben helfen den Verbrauchern schnell zu erkennen, ob die Ware aus nachhaltiger Fischerei stammt: Grün steht für "noch empfehlenswert", Rot für "nicht empfehlenswert". Greenpeace will erreichen, dass sich bedrohte Bestände erholen können, wenn Verbraucher seltener und bewusster Fisch essen. Auch wenn sich die Situation in den europäischen Meeren geringfügig verbessert habe, seien die Ozeane weltweit massiv überfischt, erklärte Menn.

Die Beurteilung von Greenpeace berücksichtigt bei Wildfischerei neben dem Zustand des Bestandes auch Faktoren wie Fangmethoden und Fischereimanagement. Bei Aquakulturen spielen etwa die Herkunft der Setzlinge und des Futters sowie die Einhaltung von Menschenrechten eine Rolle. Die Organisation veröffentlicht den Einkaufsratgeber seit 2008 jährlich in aktualisierter Fassung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: