Archäologie:Bauarbeiter finden 200 Jahre alte Grabkammern unter Park in New York

Archäologie: Totenruhe gestört: Die zuerst gefundene der beiden Grabkammern unter dem Washington Square Park in New York.

Totenruhe gestört: Die zuerst gefundene der beiden Grabkammern unter dem Washington Square Park in New York.

(Foto: AP)

Dreieinhalb Meter unter der Erde sind in Manhattan Särge und Skelette aufgetaucht. Früher war dort ein öffentlicher Begräbnisplatz.

Von Esther Widmann

In der einen Kammer stapeln sich die Särge

Mitten in Manhattan haben Bauarbeiter und Archäologen innerhalb einer Woche zwei Grabkammern aus dem frühen 19. Jahrhundert entdeckt.

Die Bauarbeiter waren dabei, eine jahrhundertealte Wasserleitung zu ersetzen, als sie auf die erste Kammer stießen. Als wenige Tage später Archäologen diesen Raum untersuchten, fanden sie parallel zu ihr die zweite unterirdische Grabkammer. Die Räume sind identisch, beide sind etwa viereinhalb mal acht Meter groß und haben eine bogenförmig gemauerte Decke, ein sogenanntes Tonnengewölbe.

Doch während die erste Kammer bis auf einige Teile menschlicher Skelette weitgehend leer war, bietet sich in der zweiten ein anderes Bild: In ihr stapeln sich Särge, die aussehen wie aus Westernfilmen. Etwa zwei Dutzend sind es, größere für Erwachsene und kleinere für Kinder. Ihre sechseckigen Deckel sind heruntergerutscht und geben den Blick auf die sterblichen Überreste der ehemaligen Bewohner der Stadt frei.

Archäologie: In der Kammer liegen Skelette von Bewohnern New Yorks des frühen 19. Jahrhunderts. Ihre durcheinandergewürfelte Position zeigt, dass die Totenruhe schon einmal gestört wurde.

In der Kammer liegen Skelette von Bewohnern New Yorks des frühen 19. Jahrhunderts. Ihre durcheinandergewürfelte Position zeigt, dass die Totenruhe schon einmal gestört wurde.

(Foto: AP)

Ausgrabungen sind bisher nicht möglich

Dreieinhalb Meter liegen die Kammern unter dem Washington Square Park. Von 1797 bis 1825 diente das Areal als öffentlicher Begräbnisplatz. In der Nähe befindet sich noch heute eine Presbyterianer-Kirche. 1827 wurde das Gelände in einen Park umgewandelt.

Einige der Sargdeckel weisen Namensplaketten mit Sterbealtern auf - das sind wichtige Hinweise, denn die Kirchengemeinde unterhielt offenbar kein Sterberegister. Doch wie viel die Archäologen noch herausfinden können, ist offen. Statt Ausgrabungsbefunden haben sie nur Fotos von einer an einem Stab in die Kammern gehaltenen Kamera: Im Moment dürfen sie nicht hinein - und vielleicht werden sie das auch niemals dürfen, der Totenruhe wegen.

Die wurde zumindest in der zuerst gefundenen Kammer aber offenbar schon einmal gestört: Einige der Skelette lagen in Positionen, die nur durch menschliche Einwirkung zustande gekommen sein können.

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