Menschen sind zu großen Anstrengungen bereit, wenn es darum geht, Kriegsmaterial zu testen und militärische Technologie weiterzuentwickeln: Bei einer Atlantik-Überquerung hat ein deutsches U-Boot mit einer Tauchfahrt von 18 Tagen einen neuen Rekord aufgestellt.
"Das ist der bisher längste und weiteste getauchte Transit eines U-Bootes der Deutschen Marine", teilte das Marinekommando mit. U 32, ein Boot vom Typ 212 A, war während der Fahrt im Atlantik dem schlechten Wetter und den bis zu acht Meter hohen Wellen in die Tiefe ausgewichen.
Die Tauchfahrt ist die längste eines nicht nuklear angetriebenen, konventionellen U-Bootes, heißt es bei der Marine. Den Rekord für die längste Tauchfahrt überhaupt hält das russische Atom-U-Boot TK-208: 1984 blieb das damals sowjetische Boot 121 Tage ununterbrochen unter Wasser - zehn Tage länger als der vorherige Rekordhalter, das britische U-Boot HMS Warspite, das ein Jahr zuvor 111 Tage getaucht war. Beide U-Boote verfügten über einen Atomantrieb. Solche Boote können unter Wasser bleiben, solange die Besatzung über ausreichend Proviant und Sauerstoffvorräte verfügt.
Auch deutsche U-Boote waren wohl schon länger auf Tauchfahrt als U 32. So erklärte der Kommandant des U 977 der deutschen Kriegsmarine, sein Boot sei nach Kriegsende 1945 während der Flucht nach Argentinien 66 Tage unter Wasser geblieben. Lediglich die Dieselmotoren wurden nachts über sogenannte Schnorchel mit frischer Luft versorgt. Sogar zwei Tage länger auf maximal Schnorcheltiefe fuhr 1943 angeblich das U 978 während einer Patrouille vor Norwegen. Ein Rekord ist die Tauchfahrt von U 32 demnach nur insofern, dass das Boot anders als seine Vorgänger nicht einmal in die Nähe der Wasseroberfläche aufsteigen musste.
Bereits 2006 hatte U 32, das seit 2005 im Dienst ist, mit 14 Tagen unter Wasser einen ersten Rekord aufgestellt. Das Unterseeboot verfügt über einen Hybrid-Antrieb, der es weitgehend unabhängig macht von Außenluftzufuhr. Seine Brennstoffzellen wandeln Wasser- und Sauerstoff ohne Abgase in elektrische Energie um. Im Gegensatz zu den älteren U-Booten muss es deshalb zwischendurch auch nicht auf Schnorcheltiefe auftauchen.
U 32 und der Tender Main hatten im Februar in Eckernförde zu einem großen Manöver vor der US-Ostküste abgelegt. Beide Einheiten erreichten nach 4600 Seemeilen (8519 Kilometern) wie geplant am Dienstag den Marinestützpunkt Mayport in Florida.
Im April wird das Wehrforschungsschiff Planet den Verband verstärken. Es soll in den nächsten Tagen aus Kiel auslaufen. Vom Marinefliegergeschwader 5 aus Nordholz in Niedersachsen nimmt ein Seefernaufklärer an einigen Übungen teil. In den Manöverpausen sind nationale Forschungsvorhaben geplant.
U 32 und Tender Main führten während des Transits auch schon einige Übungen durch. So übte das U-Boot fiktive Angriffe auf den Tender, "um bestmöglich auf die Manöver vorbereitet zu sein", hieß es. Höhepunkt der Übungen mit der US-Marine soll ein simulierter Kampf zwischen U 32 und einem Flugzeugträgerverband sein.
Die Rückkehr des U-Boots und des Versorgungsschiffs ist für Ende August vorgesehen. Um die Belastungen zu begrenzen, wird auf U 32 die Besatzung nach einigen Monaten von einer neuen Crew abgelöst. Die Besatzungen und Einheiten werden 15.000 Seemeilen - fast 28.000 Kilometer - zurückgelegt haben, wenn sie wieder in Eckernförde sind.