Zwischen den Zahlen:Tests zum Fest

Die Pandemie bringt neue Trends hervor - Rachenabstriche zum Beispiel. Nicht schön, aber sicher.

Von Elisabeth Dostert

Es gibt immer noch Manager, die ihren Status an Symbole knüpfen. Der Anzug war lange Zeit so ein Ding. Bloß in Videokonferenzen ist oft nur die Hälfte zu sehen. Und auch die Pose, das Sakko schwungvoll abzulegen und dabei das Etikett des Edelschneiders aufblitzen zu lassen, funktioniert nicht mehr. Außerdem zeigen sich Manager heute auch mal gerne in Klamotten und Schuhen, die eben so teuer und leger sind wie die Gemütsverfassung, die sie vermitteln wollen. Aber wer legt schon in der Videoschalte die Füße in Sneakers von Philipp Plein, Modell Crystal, auf den Tisch. Weil weniger geschäftsgereist wird, gibt es auch nur noch selten Gelegenheit, den gezielt verbeulten Rimowa-Kabinenkoffer auszurollen mit dem Hon-Circle-Kofferanhänger der Lufthansa für Vielvielviel-Flieger.

Wer's braucht, braucht neue Statussymbole. Neuerdings prahlen Manager gerne mit der Zahl der Corona-Tests, die sie schon gemacht haben. 60, 90, 100 - als ginge es um einen Bieterstreit. Manche wirken so, als würden sie neben dem negativen Corona-Bescheid als Beweis ihrer Stärke am liebsten den jüngsten ärztlichen Befund mit ihren kompletten Vitaldaten zeigen. Der Test als It-Piece, das man wie ein Accessoires, das gerade voll im Trend liegt, mit sich rumträgt.

Da geht noch mehr! Das It-Piece als Geschenk. Man muss dann nicht ständig über neue Gaben nachdenken. Das Testergebnis von heute ist schließlich übermorgen schon alt. Oder einen Test im Adventskalender hinter dem Türchen für den 20. Dezember. Dann liegt das Ergebnis noch vor der Anreise zu den lieben Verwandten vor. Und dann als Gruppen-Test-Kit unter dem Weihnachtsbaum, damit sich alle nach dem feierlichen Beisammensein nochmal testen können. Was sich liebt, das testet. Klar, die Verpackung könnte ein wenig weihnachtlicher sein. Noch sehen die Test-Kits wie Laborausstattung in Pappschachtel aus. Mit ein wenig Geschick lassen sich die Daten in die Ergebnisse des vor Jahresfrist verschenkten Gentests des Ahnenforschungsportals Ancestry einpflegen. Die gläsernen Verwandten! Wobei, Wissen kann auch einsam machen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: