Zwischen den Zahlen:Schlechte Aussichten

Wenn es um beschlagene Brillen geht, enttäuscht der Innovationsstandort Deutschland. Doch vielleicht liegt schon irgendwo eine Idee in der Schublade.

Von Valentin Dornis

Unter den Maskenträgern ist der Bebrillte der Bemitleidenswerteste. Kaum sanken die Temperaturen auf ein herbstlich-einstelliges Niveau, ging es los: Bei jedem Betreten eines Raumes von draußen beschlägt die Brille, weil die feuchte Atemluft nach oben entweicht und sich dort am abgekühlten Glas niederschlägt. Heitere Kommentare und mitleidige Blicke sind die Folge. Erfahrene Brillenträger kennen das Phänomen schon aus vergangenen, maskenlosen Jahren. Aber in der Corona-Krise spitzen sich viele Probleme zu, und dieses zählt eindeutig dazu. Nie war so viel Nebel über der Nase.

Als wäre das nicht genug, steigt auch die Zahl der gut gemeinten Ratschläge. Ob man es denn mal mit diesen Masken versucht hätte, die man mit einem Metallbügel an die Nasenform anpassen kann? Oder die Gläser mit Spülmittel eingerieben, oder gar mit Spucke - wie es auch Taucher angeblich tun? Letzterer Vorschlag führt Brillenträgern immerhin vor Augen, dass der Leidensdruck so hoch wohl doch nicht sein kann. Denn bevor man sich vorm Aldi auf die Gläser spuckt, erträgt man doch lieber ein paar Minuten Milchglas-Effekt am Gemüseregal. Oder, anders gesagt: Leider sind all die Hausmittel Humbug, sie funktionieren nicht zuverlässig.

Dass es noch keine besseren Mittel zu geben scheint, ist für den angeblichen Innovationsstandort Deutschland eine höchst besorgniserregende Nachricht. Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) registrierte im vergangenen Jahr 67 437 Patentanmeldungen. Kann es wirklich sein, dass darunter schon wieder keine Lösung für das Brillen-Beschlag-Problem ist? Die flexibel, einfach anwendbar und für jedermann bezahlbar ist?

Aber wer weiß, vielleicht hat einer der zahllosen Tüftler da draußen diese Lösung ja doch schon gefunden, und sie hat nur die Massen noch nicht erreicht. Mehr als 20 Millionen Brillenträger in Deutschland brauchen jedenfalls dringend Hilfe. Deshalb an dieser Stelle der dringende Aufruf, sachdienliche Hinweise bitte per E-Mail einzusenden. Aber Achtung: Nachrichten, die "Spülmittel" oder "Spucke" enthalten, werden direkt gelöscht.

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