Zwischen den Zahlen:Pause im Büro

Ein britisches Unternehmen will das Altern am Arbeitsplatz erleichtern und führt eine "Menopause Policy" ein - und kühle Arbeitsplätze.

Von Veronika Wulf

Altern ist nicht schön. Da hilft es auch nicht, dass alle Menschen dieses Problem haben, und zwar seit der Geburt. Deshalb ist es nur verständlich, dass der britische Fernsehsender Channel 4 die Begleiterscheinungen mildern will und eine "Menopause Policy" einführt. Frauen in den Wechseljahren, die sich müde, antriebslos und unwohl fühlen, dürften auch mal früher nach Hause gehen und werden trotzdem bezahlt, schreibt der britische Guardian. Außerdem werde ihnen ein "privater, kühler und ruhiger Arbeitsplatz" zur Verfügung gestellt, damit die Hitzewallungen nicht noch schlimmer werden. In der Personalabteilung bei Channel 4 gäbe es nun die Position eines "Menopause Champion" (wobei nicht ganz klar wird, ob es sich hierbei um eine Art Wellbeing-Beauftragte handelt oder um eine Mitarbeiterin, die besonders gut menopausiert).

Natürlich soll mit der Aktion auch das Thema enttabuisiert werden und das Wort "Menopause" öfter in den Medien erscheinen (Menopause! Menopause! Menopause!). Da ist der Begriff Menstruation übrigens auch nicht viel weiter (Menstruation! Menstruation! Menstruation!). Nur: Will man als Mittvierziger- bis Mittfünfzigerin die Kollegen wirklich wissen lassen, dass der eigene Hormonhaushalt gerade ziemlich durcheinander gerät und man bald nicht mehr fruchtbar ist? Sprich: dass man altert?

Ganz abgesehen von praktischen Fragen: Gibt es im Großraumbüro dann neben der Klimazone "fröstelnde junge Mitarbeiterin im Wollpulli" und "schwitzender älterer Herr im T-Shirt" eine Ecke mit Ventilator für menopausierende Frauen? Und wer hält die schwitzenden älteren Herren dann davon ab, dass sie sich auch in die Menopausen-Koje verziehen? Schließlich gibt es auch alternde Männer mit Wechseljahres-Symptomen wie Abgeschlagenheit und Hitzewallungen, weil ihr Testosteronspiegel sinkt.

Oder bedeutet der Vorstoß des britischen Senders die Rückkehr vom hippen Open-Space zum guten alten Einzelbüro? Eins für Menopausierende, eins für Menstruierende, eins für Männer in der Midlife-Crisis, eins für gestresste Eltern, eins für Berufseinsteiger mit Liebeskummer und eins für Fast-Rentner mit Angst vor der Bedeutungslosigkeit - jeweils individuell temperiert? Das Gute ist: Das gibt es bereits. Man nennt es Home-Office.

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