Mieten:Wenn Makler erfinderisch werden

Mietpreisbremse macht Makler kreativ: So vermittelt eine Hamburger Firma Wohnungen - und ein Einzugspaket für Hunderte Euro gleich mit.

Von Benedikt Müller

Aus Hamburg trudeln dieser Tage erfreuliche Nachrichten vom Immobilienmarkt ein: Während Kaufpreise und Mieten weiter steigen, werden nun zumindest die Makler zu Gutmenschen. Allen voran Angela Bellon und Florian Quast. Die beiden Wohnungsvermittler hatten genug vom "undurchsichtigen Markt der Makler", wie sie schreiben, und gründeten deshalb das Portal Vermietster.de. Bellon und Quast sind die letzte Hoffnung für Vermieter, die seit Einführung des Bestellerprinzips fürchten, sie könnten allmählich unter die Armutsgrenze rutschen. Schließlich verspricht Vermietster.de, freigewordene Wohnungen deutlich günstiger an den Mann zu bringen als konventionelle Makler. Quasi ein Sozialtarif für notleidende Immobilienbesitzer.

Das Herz der beiden Gründer schlägt aber auch für die Mieter: Die Plattform will nämlich "verhindern, dass Vermittlungskosten durch Umgehungsmodelle auf die Mieter umgelegt werden", heißt es auf der Seite. Sie entziehe somit "schwarzen Schafen die Geschäftsgrundlage". Nun sucht manch ein Mietinteressent dermaßen verzweifelt nach einer Bleibe, dass er sich lieber auf ein schwarzes Schaf einlässt, als auf der grünen Wiese zu enden. Dafür haben Bellon und Quast natürlich Verständnis. Deshalb unterschreiben Mietbewerber bei Vermietster.de eine Erklärung, wonach sie bereit sind, im Falle einer erfolgreichen Vermittlung selbstverständlich 299 Euro für ein liebreizendes Einzugspaket zu zahlen.

Mit diesem Schmankerl meinen es Bellon und Quast nur gut: Enthalten ist nicht nur eine Fußmatte mit flexiblem Gummirücken, sondern auch ein "praktischer Portier-Regenschirm mit Sturmsicherung" - ideal geeignet für windige Machenschaften bei der Wohnungssuche. Neben einem Duftspender legitimiert auch ein 19-prozentiger Nachlass auf Malerarbeiten einer Hamburger Firma den Preis des Pakets. Freilich haben die Gründer keinen x-beliebigen Maler ausgewählt: Geschäftsführer der Firma ist ein gewisser Florian Quast. Auf Anfrage wollte sich Vermietster.de nicht zu dem Paket äußern.

Halb so wild, schließlich sind die Gründer nur ein weiteres Beispiel jener allgemeinen Großzügigkeit, die seit Einführung der Mietpreisbremse und des Bestellerprinzips in der Immobilienwirtschaft vorherrscht. Man erinnere etwa an Vermieter, die beim Preis sehr groß denken, wenn sie in die Jahre gekommene Möbel an neue Mieter weiterverkaufen. Diese wiederum werden den Teufel tun, rechtliche Schritte gegen den Wohnungseigentümer einzuleiten, der ihnen endlich ein Dach über dem Kopf gegeben hat. Es sind gute Zeiten für Gutmenschen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: