Zwischen den Zahlen:Legale Limonade

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Der US-Bundesstaat Texas fördert das unternehmerische Engagement von Kindern: Er hat ihnen in dieser Woche den Limo-Verkauf per Gesetz gestattet. Wie gut, dass es noch genug skurrile Regelungen gibt, die Kinder in ihrem Freizeitspaß einschränken.

Von Vivien Timmler

Der 20. März ist ab sofort Limonadenfreiheitstag. Denn an diesem Tag hat sich das Repräsentantenhaus von Texas zu einem intensiv diskutierten, hoch kontroversen Schritt durchgerungen: Es hat den Limo-Verkauf von Kindern legalisiert. Ja, wirklich: Ab sofort dürfen Kinder in den Vorgärten und öffentlichen Parks von Texas selbstgemachte Limonade verkaufen und müssen dabei nie wieder fürchten, von der Polizei dafür eine Verwarnung zu kassieren. Bislang war der Verkauf von hausgemachten Getränken aus Furcht vor gesundheitlichen Risiken streng untersagt. Das haben auch drei Mädchen zu spüren bekommen, die mit dem Geld aus dem Limo-Stand ihren Papa zum Vatertag in einen Freizeitpark einladen wollten. Aber nicht mit der Polizei: Sie schloss den Stand kurzerhand wieder. Verbot ist schließlich Verbot.

Die spinnen, die Amis? Nicht doch. Das Verbot ist bei Weitem nicht das kurioseste, das amerikanische Kinder zu spüren bekommen. So haben die meisten von ihnen noch nie in ihrem Leben ein Überraschungs-Ei gegessen. Ein Gesetz von 1938 untersagt es, Süßigkeiten zu vertreiben, die nicht essbare Objekte enthalten - ein klares Ausschlusskriterium. Oder ein Gesetz aus der Stadt Columbia, das es Kindern untersagt, Steine zu werfen, selbst in der freien Natur. In Kalifornien wird ein anderes Gesetz immerhin zugunsten der Kleinen ausgelegt: Dort ist es verboten, Kinder am Überspringen von Pfützen zu hindern. Und erst vor wenigen Monaten hat es ein neunjähriger Junge geschafft, ein Gesetz in der US-Gemeinde Severance zu kippen. Dort war das Werfen von Schneebällen verboten - für den Drittklässler völlig unverständlich. Er sprach beim Gemeinderat vor und der folgte ihm einstimmig.

Gut möglich, dass am Limonaden-Gesetz eine heute 14-Jährige ihren Anteil hatte: Mikaila Ulmer. Sie begab sich schon vor Jahren auf rechtlich heikle Wege, als sie Limonade auf der Straße verkaufte. Aber nicht irgendeine Limonade: Mikaila erkannte, dass Menschen einen irrationalen Beschützerinstinkt entwickeln, wenn es um Bienen geht. Also entwickelte sie - zusammen mit ihrem überaus engagierten Vater, muss man an dieser Stelle wohl erwähnen - eine Limonade, die Honig statt Zucker enthält. Die verkaufte sie zusammen mit bemalten Steinen in einem selbst gezimmerten Stand vor ihrem Haus, bis sie mit der Geschäftsidee in einer Castingshow vorsprach und tatsächlich von Investoren 60 000 Dollar bekam. Nicht auszudenken, wenn die Polizei sie wegen illegalen Limo-Verkaufs verhaftet hätte.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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