Zweiter Anlauf:Siemens will österreichischen Konkurrenten VA Tech schlucken

Nach dem gescheiterten Kaufversuch Anfang September will der Siemens-Konzern seinen österreichischen Konkurrenten VA Technologie jetzt erneut übernehmen. Es entstünde der weltweit größte Gesamtanbieter für Anlagen für die Stahlindustrie.

Siemens werde ein freiwilliges Übernahmeangebot vorlegen und 55 Euro pro Aktie zahlen. Nach dem gescheiterten Kaufversuch Anfang September rechnete Pierer diesmal mit der Zustimmung der Gremien im Unternehmen und auch in der Politik.

Zweiter Anlauf: Siemens-Hauptverwaltung in München.

Siemens-Hauptverwaltung in München.

(Foto: Foto: Reuters)

Die österreichische Siemens-Landesgesellschaft hatte am Wochenende die österreichische Victory Industriebeteiligung AG übernommen, die direkt und indirekt rund 16 Prozent an der VA Technologie AG (VA Tech) hält. Damit ist Siemens größter Einzelaktionär seines defizitären Wettbewerbers. Die komplette Übernahme würde Siemens mehr als 840 Millionen Euro kosten.

VA Tech zählt zu den größten Technologie- und Serviceunternehmen in Österreich und zu den international führenden Anbietern bei Metallurgietechnik, Energieerzeugung und -übertragung.

Der Konzern setzte nach eigenen Angaben in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres 2,8 Milliarden Euro um, rutschte aber mit fast 60 Millionen Euro in die Verlustzone.

Blick auf Ost- und Mitteleuropa

Die VA Tech mit Sitz in Linz beschäftigt derzeit knapp 16.800 Mitarbeiter. Mit der Übernahme will Deutschlands größter Elektronikkonzern sein Geschäft in Mittel- und Osteuropa und auch in Asien stärken, wie Pierer ausführte.

Der Vorstandschef zitierte Firmengründer Werner von Siemens: "Von Österreich wird uns der Osten erschlossen." Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen verbessere weltweit die Marktposition.

Die Übernahme bedeute auch eine Stärkung des Standorts Österreich, sagte Pierer weiter. Siemens werde weiter in das Unternehmen investieren und sich auch an der geplanten Kapitalerhöhung der VA Tech beteiligen.

Siemens will österreichischen Konkurrenten VA Tech schlucken

Siemens Österreich gab unterdessen eine Standort-, aber keine Jobgarantie für VA Tech ab. Österreich-Chef Albert Hochleitner sagte in Wien, Siemens stehe zu den drei großen Standorten Wien, Linz und Weiz.

"Job-Garantie wäre unseriös"

"Die Arbeitsplätze bei der VA Tech können wir genauso wenig garantieren wie etwa die Siemens-Arbeitsplätze. Eine derartige Garantie wäre unseriös." Siemens Österreich wolle alle vier Geschäftsbereiche der VA Tech weiterführen, wobei im Bereich Hydro kartellrechtliche Auflagen erwartet würden, sagte Hochleitner.

Aus Angst vor einer Zerschlagung des Konzerns und möglichem Stellenabbau hatten sich VA-Tech-Vorstand und Belegschaft sowie die Politik vor zwei Monaten gegen den ersten Übernahmeversuch von Siemens gewehrt.

Pierer sagte, mittlerweile seien die Beteiligten in Österreich auch der Ansicht, "dass es in einem globalen Umfeld sinnvoll ist, sich zu größeren Einheiten zusammenzuschließen".

"Ich erwarte keine Jubel-Meldungen"

Siemens-Österreich-Chef Hochleitner sah keine politischen Hürden: "Ich erwarte keine Jubelmeldungen, wir haben aber alle wesentlichen Kräfte in Österreich rechtzeitig informiert.

Von dort hat es auch positive Signale gegeben", betonte Hochleitner. Auch mit dem zweitgrößten Aktionär von VA Tech, der Österreichischen Industrie Holding AG, habe es intensive Kontakte gegeben.

Der VA Tech-Vorstand wollte bisher keinen Kommentar zum Übernahmeangebot abgeben. Positive Signale kamen aus dem österreichischen Wirtschaftsministerium.

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